1492.
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(+ 1453) ebenso wahrheitsgetreu, aber in einer weit weniger anmuthigen Weise, fort-
geseßt wurde. Philipp de Comines (f 1509), ein großer Meister der Darstellung,
schuf eine höchst wertvolle Geschichte der Ereignisse, welche unter Ludwig AI. und
Karl VUI. in Frankreich und Burgund sich abspielten. Bis zur höchsten künstlerischen
Vollendung erhob sich die Geschichtschreibung in Italien, namentlich in Florenz. Nach
mehreren tüchtigen Chronisten gelangte Dino Campägni (t 1323) bereits zur
Classicität, ward aber dennoch von Giovanni Villäni (+ 1348), dem Florentiner
Tacitus, weit übertrosfen. Villanis Kunstwerk wurde durch zwei seiner Verwandten
bis 1864 fortgesegtt. + Für die Geschichte Böhmens besittt die von Dalimil ab-
gefasste, bis ungefähr 1314 reichende Reimchronik hohen Wert, und in Polen schrieb
Johann Dtugosz (+ 1480) eine unparteiisch gehaltene, von der vorchristlichen Zeit
bis an seinen Tod reichende Geschichte seines Vaterlandes. Ebenfalls durch Wahrheits-
liebe ausgezeichnet, ist die aus älteren Chroniken zusammengestellte Geschichte Ungarns
(~1462) des Johann von Thurs ez. Unter den Arabern erlangte der als Universal-
historiter und Geograph hervorragende Abülfedä (eigentlich Ismail Jbn Ali Abülfedä,
+ 1331) durch seine höchst wertvollen Annalen Wichtigteit.
e) Geographie. Beschreibungen von Reisen nach dem heiligen Lande und
Innerasien waren in der zweiten Hälfte des Mittelalters ziemlich zahlreich und
besaßen nicht selten wissenschaftlichen Wert. Am meisten gelesen und in viele Sprachen
überseßzt wurde das Buch des britischen Ritters John de Mandeville (spr. Dschohn
de Mändivill, f 1372), worin derselbe seine durch mehr als dreißig Jahre fortgesetzten,
an Abenteuern reichen Wanderungen durch Europa, Afrika und Asien lebendig, aber
wenig glaubwürdig darstellt. Weit höher stehen die von scharfer Beobachtungsgabe
Zeugnis gebenden Schriften des Spaniers Gonzälez de Clavijo (spr. Klawicho),
welcher 1403 als Gesandter zu Timur entsendet wurde und seine Reise zur Erforschung
Jnnerasiens benützte, und des Deutschen Hans Tucher (f 1491), der eine vortreffliche
Schilderung des gelobten Landes verfasste. Außerordentlichen Wert nicht nur für die
Geographie, sondern auch für die Geschichte der Entdeckungen besitzen die Berichte des
Venezianers Luigi da Cà da Mosto (+ um 1480) über seine Entdeckungsfahrten
an der afrikanischen Westküste. Von unvergänglichem Interesse bleiben die Briefe des
Christoph Colombo (f 1506) und Amerigo Vespücci (+ 1512) über die Ent-
deckung von Amerika. Als Kosmograph wurde der Nürnberger Patricier Martin
Behaim (+ 1506) mit Recht berühmt. Für seine Verdienste um die Erforschung der
Westküste Afrikas vom Könige Johann II. zum Ritter des Christusordens erhoben,
verfertigte Behaim (1492) in seiner Vaterstadt einen großen Globus, der, mit ge-
schriebenen Anmerkungen versehen, noch jett existiert und ein unschätzbares Denkmal
der geographischen Kenntnisse seiner Zeit bildet. Eine Weltkarte, welche der Florentiner
Arzt und Astronom Tosranélli (+ 1482) angefertigt hatte, trug wesentlich bei, in
Colombo den Plan zu reifen, Ostindien durch eine gegen Westen gerichtete Fahrt
entdecken zu wollen. – In Mailand entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts ein eigener Lehrstuhl für Geographie, und in Venedig erschien zur selben
Zeit das erste Pilotenbuch. Auch jüdische und arabische Gelehrte erwarben sich durch
Lehrbücher und Reisebeschreibungen Verdienste um das Aufblühen der Geographie.
k) Mathematik (Astronomie). Im 15. Jahrhunderte erfuhr die Wissenschaft
der Mathematik durch italienische, ganz besonders aber durch deutsche Gelehrte eine
vollständige Umwälzung. Der schon genannte Nikolaus von Cusa wusste bereits,