Full text: Allgemeine Geschichte von Österreich mit steter Bezugnahme auf die Militär-Geschichte

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bsterreichischen feindlich entgegen traten. Im Altgemeinen behielten zwar 
die kaiserlichen Waffen die Oberhand und nahmen sogar zum Staunen 
der Welt Mantua mit Sturm ein (18. Zuti 1630). Da aber mittler- 
weile die von den Schweden gebrachte Gefahr dem Kaiser viel drohender 
erschien, so opferte er in dem mit Frankreich geschlossenen Frieden 
von Chierasco (6. April 1631) die gewonnenen Vortheile und Mantua 
auf und zog seine Truppeu aus Italien zurück. 
Dieselben vereinigten sich, nachdem sie in Süddeutschland die be- 
drohte Ordnung hergestellt hatten, mit Tilly und fetten ihn in die 
Lage, die Offensive zu versuchen. Gustav Adolf hatte damals bei 
Werben, gegenüber der Havelmündung, ein unangreifbares Lager 
bezogen (Juli 1631); Tilly machte ein paar scharfe Rekognoscirungen, ging 
aber dann nach Thüringen zurück Nun ssughte er den Kurfürsten von 
Sachsen, welcher seit einiger Zeit eine sehr zweideutige Rolle gespielt 
hatte, mit Gewalt auf die Seite des Kaisers zu ziehen. Aber erbittert 
über die Einäscherung vieler Ortschaften erklärte sih Sachsen fast zum 
Lehens staate Schwedeus und ließ seine Truppen zu jenen Gustav 
Adolf's stoßen. 
Nunmehr zog der Letztere mit 30,000 Mann gegen Tilly, welcher 
um 2000 Manv stärker, dagegen an Geschütz viel schwächer war. Bei 
Breiteufeld unweit Leipzig hatte der kaiserlich:liguistische Generalissimus 
eine gute Stellung inve, in welcher er eine Vertheidigungsschlacht zu 
liefern gedachte. Aber durch den Ungestim Pappenheim'’s wurde Tilly 
genöthigt, selbst angriffsweise vorzugehen. Nun sprengte er zwar die 
Sachsen auseinander, dafür aber hielten die Schwedeu tapfer Stand. 
Ihre Manövrir kunst war weit vorzüglicher, ihre Feuerwirkung 
unendlich ausgiebiger, als jene der Deutschen; überdieß wurde Pappen- 
heim mit der kaiserlichen Reiterei, bisher der berühmtesten der Welt, 
durch die besseren Formationen der Schweden nach äußerst erbitterten 
Attaken zum Weichen genöthigt. Am späten Abend des 7. Sept. 1631 
war Tilly, zum ersten Male nach so vielen Siegen, vollständig geschlagen 
und konnte nur noch Bruchstücke seines Heeres in Niederdeutschland 
sammeln. 
Nunmehr wandten sich zahlreiche d eutsche Fürsten der 
Partei Gustav Adolf's zu und vergaßen sich so weit, ihn förmlich 
als Oberherrn anzuerkennen. Die Schweden zogen jetzt nach Franken 
und fort längs dem Maine abwärts bis an den Rhein; auch die ganze 
Unterpfalz und Mainz wurde von ihnen erobert; alle diese Lande 
richtete sich Gustav Adolf als Eigenth um ein. Tilly, welcher nach 
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