Wallenstein kehrte mit den Resten seines Heeres nach Böhmen zurück
und hielt über Offiziere und Truppen, welche nicht ganz ihre Schuldig-
keit gethan hatten, ein furchtbares Strafgericht ab. Indessen wuchs aher
die Ueberma <t d er Sch weden noch weiter an und der größte Theil
von Deutschland fügte sich bereits ihren Weisungen. Der schwedische
Reichskanzler Oxenstjeru a sührte seit dem Tode Gustav Adolfs für
dessen noch unmündige Tochter Christina mit außerordentlicher Klugheit
die Regierung und zugleich die Leitung der deutschen Feinde des Kaisers.
Mit diesem Zeitpunkte hatte selbst der legte Schein eines Krieges
um religiöse Interessen aufgehör t; das protestantische Schweden
war in Allianz, eigentlich im dienstbaren Verhältnisse zu dem katholischen
Frankreich; lettteres wollte den Elsaß, Sch wed en dagegen Pommern,
Franken, die größten Reichsstädte und noch vieles Andere sich aneignen.
Die deutschen protestantischen Fürsten spielten fast durchwegs
eine sehr klägliche und keineswegs achtungswürdige Rolle, indem die
meisten aus Furcht sklavisch jedem Gebote der Fremden sich fügten,
Andere aber in Anhoffnung irgeud eines clenden Landsstückes das deutsche
Reich förmlich an den Meistbietenden verkauften.
Seit der Schlacht bei Lützen wurde der Krieg fast an allen Enden
von Deutschland zugleich, jedoch im Ganzen ohne System geführt. Sol-
daten und Generale giengen fast uur auf Raub und Verwüstung aus.
Immer ärger wurde die Verwilderung der Soldadeska auf beiden Seiten
und das Elend des Landes. *) Versch o nt von den Gräueln des Krieges
blieben nur die österreichis chen Lande im Süden der D onau:.
Nach Gustav Adolfs Tode standen in Süddeutschland die
schwedischen Generale Horn und Ber. n har d von Weimar den
Truppen der Liga und Österreichs, dann einigen Spaniern gegenüber.
Im Lager des Bernhard von Weimar brach eine furchtbare Meuterei unter
den Truppen aus, welche nicht früher gestillt werden konute, als bis so-
wohl dem Feldherrn wie den Soldaten von der eigenen Regierung über-
triebene Belohnungen zugesichert waren. Hienach aber eroberte Bernhard
*) Häufig findet man in den Geschichtswerken eine Darftellung, als ob die
schwedischen Soldaten bei Lebzeiten Gustav Adolfs noch Muster von Mannszucht und
Gentigsamkeit, umgekehrt jedoch die Wallensteiner di: ersten Vorbilder in der Rohheit
und Entssittlichuug gewesen seien. Beides isl unrichtig. Schon auf dem Zuge nach
Franken im Jahre 1631 waren die Schweden nicht viel besser als was immer für
eine andere Truppe; die Wallensteiner ihrerseits waxeu aber in ihrer Wildheit nur
Nachahmer jener Horden eines Manusfe\d uud Christiaus von Braunschweig, welche
so oft als "edle Gottesstreiter und Freiheitshelden« gepriesen werden.