Full text: Die Neuzeit (Bd. 3, [Schülerband])

Zusammenhang der Chemie mit Industrie und Handel. 
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hergestellt werden. Man gewann Soda aus Holzasche, und darnach hat sie 
ihren Namen erhalten; denn Soda bedeutet „Aschensalz“. Die Soda besteht 
aus zwei Hauptteilen, aus Kohlensäure und Natron, und beide sind wiederum 
zusammengesetzte Körper. Der erste ist eine chemische Verbindung von 
Kohlen- und Sauerstoff, der zweite von Natrium und Sauerstoff. 
Von jeher ist die Soda zur Herstellung von Seife und Glas benutzt 
worden, und ihr Preis hat also auch Einfluß auf diese Erzeugnisse gehabt. 
Nun trug es sich im 17. Jahrhundert zu, daß ein Alchimist, namens Glauber, 
mit Kochsalz Versuche anstellte, bei denen auch Schwefelsäure zur Anwendung 
kam, und siehe da, es entstand ein neuer Körper, der sich als schwefelsaures 
Natron erwies und als „Glaubersalz“*) in der Apotheke zu haben ist. Wenn 
man nun dieses Salz unter Zusatz von Kohle mit kohlensaurem Kalk zusammen¬ 
schmelzt, so erhält man die rohe Soda, die durch Auslaugen mit Wasser ge¬ 
reinigt wird. Dieses Verfahren hat der Franzose Le Blanc aufgefunden, und 
so konnte man nun die Soda statt aus Holzasche aus dem Kochsalz herstellen. 
„Nun, das ist ja recht schön und lehrreich; aber wenn man durch 
beide Verfahren eben Soda erhält, so ist es am Ende doch nichts anderes, 
als wenn ich 10X 1000 oder 1000X10 nehme!“ Wer so denken wollte, 
würde gewaltig irren. Es kommt nämlich darauf an, welche Soda wohlfeiler 
ist, die aus Holz oder die aus Salz hergestellte, und das ist letztere. Hm 
jedoch das Kochsalz in Glaubersalz überzuführen, waren für fünf Gewichts¬ 
teile Salz vier Gewichtsteile Schwefelsäure erforderlich. Die Folge davon 
war, daß die Nachfrage nach Schwefelsäure sich ungemein steigerte und ihre 
Herstellung ein sehr gewinnreicher Erwerbszweig wurde. Von Jahr zu Jahr 
verfiel man indessen auf einfachere und daher wohlfeilere Herstellungswege. 
Mit jeder neuen Verbesserung fiel der Preis der Schwefelsäure; aber ihr 
Absatz nahm in dem nämlichen Verhältnis zu, und so kamen Verkäufer und 
Käufer (Produzenten und Konsumenten) auf ihre Rechnung. 
2. Auf den Preis der Schwefelsäure hatte früher neben dem Schwefel 
der zu ihrer Herstellung unentbehrliche Salpeter Einfluß. Man brauchte 
freilich auf 10 Zentner Schwefel nur einen Zentner Salpeter**); allein letzterer 
war viermal so teuer wie Schwefel. Auch dies änderte sich. Reisende hatten 
in Peru mächtige Salzauswitterungen entdeckt, als deren Hauptbestandteil sich 
salpetersaures Natron herausstellte. Da sich die Vorräte dieses kostbaren 
Salzes als unerschöpflich erwiesen, so bemächtigte sich seiner alsbald der 
weltumspannende Handel. Der Natronsalpeter, auch Chilisalpeter genannt, 
wurde halb so teuer nach Europa geschafft als der indische Kalisalpeter 
und dann hier in Kalisalpeter umgewandelt. Da man nun letzteren auch zur 
Herstellung von Pulver verwendet, so kann man sich denken, daß auch 
die Pulverfabrikation von jenem Wandel der Dinge berührt wurde. 
*) findet sich in einigen Mineralwässern und im Meerwasser, sowie in den 
meisten balzsolen vor und wird auch bei der Herstellung des Glases verwandt. 
Glauber (1604—1668) lebte in Amsterdam. 
**) Salpetersaures Kali, kurz Salpeter genannt, ist eine Verbindung von Sal¬ 
petersäure und Kali. Erstere besteht aus Sauerstoff und Stickstoff, letztere aus 
Sauerstoff und Kalium. 
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