142 V. Die Kirchenspaltung und die ständische Zeit.
zum gütlichen Vergleich zu mahnen. Da der Schwäbische Bund aber
von einem Vergleich nichts wissen wollte, loderte anfangs in Süd¬
deutschland und in seinem Gefolge auch in West- und Mitteldeutschland
der mörderische Kamps auf: der Aufstand in Schwaben und Franken
wurde von dem Schwäbischen Bunde unter Ansührung des Haupt¬
manns Georg Truchseß von Waldburg niedergeworfen, der die von
Götz von Berlichingen und Georg Metzler im Stich gelassenen Haufen
in einzelnen Gefechten zersprengte. Allein in Franken waren in den
Bauernkriegen 52 Klöster, 292 Schlösser und Hunderte von Dörfern
zerstört worden. In Thüringen bildete die Stadt Mühlhausen einen
Mittelpunkt des Aufruhrs. Der Aufstand wurde hier vor allem von
Thomas Münzer geschürt. Der Landgraf Philipp von Hessen, Herzog
Georg von Sachsen, Herzog Heinrich von Braunschweig und andere
Fürsten sandten ein Heer gegen die Thüringer Bauern, die bei Franken¬
hausen geschlagen und größtenteils vernichtet wurden. Mehr als
100 000 Bauern sind jedenfalls — in Franken und Schwaben gibt
man, wahrscheinlich übertriebenerweise, 200000 an — in den Bauern¬
kriegen elend zugrunde gegangen. Die Bauern waren bei diesen Auf¬
ständen unterlegen. Der Sieg steigerte die Macht der Landesfürsten
weiter.
Die gesamte religiöse Bewegung finden wir in der Folgezeit
bald in den Händen der Fürsten; ihnen diente die Reformation
zur Vollendung ihrer unbedingten Landeshoheit. Außer dem Kurfürsten
von Sachsen erklärten sich der Landgraf von Hessen, die Herzöge von
Mecklenburg und Braunschweig sowie der Fürst von Anhalt für die
Reformation. Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von
Brandenburg, trat auch der Reformation bei und verwandelte das
Ordensland in ein weltliches'Herzogtum. Die Macht der reformations¬
freundlichen Fürsten war bereits 1526 so groß, daß sie ans dem Reichs¬
tage zu Speyer den Beschluß herbeiführten, jeder Stand möge sich
so verhalten, wie er es gegen Gott und gegen den Kaiser zu ver¬
antworten gedenke. Auf dem zweiten Reichstage zu Speyer
(1529) aber erreichte die katholische Mehrheit die Erneuerung des
Wormser Edikts, nach der jede Religionsneuerung verboten worden.
Durch den Protest, den die Stände der Minderheit gegen diesen
Beschluß einlegten, entstand der Name Protestanten.
Karl V. hatte inzwischen große kriegerische Erfolge über Franz I.
von Frankreich errungen. Gegensätze, die zwischen beiden Fürsten
bereits bei der Königswahl bestanden, verschärften sich zu kriegerischen
Verwicklungen durch die Ansprüche, die Karl auf das Herzogtum
Burgund und Mailand und Franz auf gewisse burgundische Land-