Metadata: Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges (Teil 2)

§ 159. Der Ausbruch des Weltkrieges im Jahre 1914. 
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9. Diesen Vorgang benützte England als gleißnerischen Vor- ®eg®rS6mit 
wand, um am 4. August in die Reihe von Deutschlands Feinden einzu- 
treten. Seine leitenden Staatsmänner, Asquith, Grey und 
Churchill, erklärten, man habe die Unabhängigkeit der kleinen Staaten 
gegen den „deutschen Militarismus und Imperialismus" zu schützen 
— und doch stand, wie die Geschichte seit 1904 (englisch-französisches 
Marokkoabkommen) klar erkennen ließ, unzweifelhaft fest, daß England 
nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet hatte, seinen ihm auf dem 
Gebiet der Seemacht, der Schiffahrt, der Industrie und des Welthandels 
unbequem gewordenen Konkurrenten zu schwächen oder niederzuwerfen. 
10. Zu Deutschlands europäischen Feinden gesellte sich auch ein ®erg^a mit 
asiatischer. Aufgereizt durch England, mit dem es seit 1902 in einem 
Bundesverhältnis stand, forderte Japan am 20. August vom deutschen 
Reiche die Zurückziehung seiner Kriegsschiffe aus den chinesischen Ge- 
wässern sowie die bedingungslose Übergabe seines Pachtgebietes von 
Kiautschou. Der Neid über das Aufblühen der deutschen Besitzungen, 
die Begehrlichkeit nach denselben, ferner das Streben, die bereits er- 
worbene Vormachtstellung in Asien zu befestigen und Deutschlands Einfluß 
in China möglichst auszuschalten, hatten es zu diesem Schritte veranlaßt. 
Auf Japans Herausforderung erging von deutscher Seite keine Antwort. 
11. Überblickt man die Beweggründe zum Kriege, so läßt 
sich zusammenfassend mit den Worten von Bethmann-Hollwegs sagen: 
„Die Geschichte der internationalen Beziehungen vor dem Kriege liegt 
klar vor den Augen der Welt. Was führte Frankreich an Rußlands 
Seite? Elsaß-Lothringen. Was wollte Rußland? Konstantinopel. 
Warum schloß sich England ihnen an? Weil ihm Deutschland in 
friedlicher Arbeit zu groß geworden war*). Und was wollen wir? 
Das deutsche Volk führte diesen Krieg als Verteidigungskrieg zur 
Sicherung seines nationalen Daseins und seiner freien Fortentwicklung." 
(Am 9. November 1916 im Reichshaushaltsausschuß). 
12. Gefahren von ungeahnter Größe rückten unaufhaltsam heran. 
Ihnen gegenüber zeigte das deutsche Volk, nachdem der Sturm der 
ersten Erregung vorüber war, ruhigen, tiefen Ernst und festes Gott-- 
L) Die englische Steinkohlenförderung verhielt sich zu der deutschen: 
1880 wie 100:40 
die Roheisenproduktion: 
1880 wie 100:35 
die Stahlproduktion: 
1880 wie 100:40 
der Export: 
1890 wie 100 :60 
die Gesamttonnage der Handelsflotte: 
1880 wie 100: 7 
Beweggründe 
zum Kriege. 
Das deutsche 
Volk. 
1910 wie 100: 80 
1907 wie 100:130 
1907 wie 100:170 
1912 wie 100: 90 
1908 wie 100:22 
(S. Dr. Hermann Bächtold, die politischen Grundlagen des Weltkrieges).
	        
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