Full text: Das Mittelalter (Theil 2, [Schülerband])

anderer Wesen, die nach irgend einer Seite das menschliche Maß oder die mensch- 
lichen Fähigkeiten überragten, solche waren die Elfen, Zwerge, Nixen, Feen, 
Kobolde, Riesen u. s. w. ~ Die Priester wachten über die Ordnung bei 
den gottesdienstlichen Handlungen, sie begleiteten das Heer auf den Kriegszügen 
und straften dabei die Feigen und die Verbrecher. Die Erforschung und Verkün- 
digung des göttlichen Willens war nicht ihr Amt, dieses versahen die weisen 
Frauen, die aus den Eingeweiden der Opferthiere, aus dem Blute der erschlagenen 
Gefangenen und aus andern Zeichen den Willen der Götter oder die Zukunft ver- 
kündeten. ~ Die Deutschen glaubten an eine Fortdauer nach dem Tode, der 
Aufenthaltsort der Seligen war die Walhalla. Was ihnen auf Erden als 
das Wünschenswertheste galt, glaubten sie dereinst in der Walhalla zu finden. 
Nach ihrer Meinung zogen die Seligen am Tage in den ruhmbringenden Kampf 
oder auf die beutereiche Jagd; beim anbrechenden Abend kehrten sie fröhlich heim 
und ergötzten sich am köstlichen Mahle. 
§ 3 Die Kämpfe der Feutsses zit den Römern bis zur Yölker- 
wanderung. 
Seitdem die Cimbern und Teutonen in das römische Gebiet 
eingefallen waren (113 v. Chr.), blieb die Aufmerksamkeit der Römer 
stets auf die Deutschen gerichtet, doch erst seit Cäsar versuchten sie 
ihre Herrschaft über deren Gebiet zu erweitern. Cäsar unterwarf 
den Römern die am linken Rheinufer seßhaften Stämme, unter 
Angustus wurden auch die in den Alpen und ihren nördlichen Abhängen 
wohnenden Deutschen besiegt und die Donau zur römischen Reichsgrenze 
gemacht. Die weiteren Versuche des Augustus, die römische Herr- 
schaft über das Innere Deutschlands auszudehnen, endeten schließlich 
erfolglos. Der Cheruskerfürst Arminius, der sich am meisten in 
der Abwehr der feindlichen Angriffe auszeichnete, indem er den 
römischen Feldherrn Quinctilius Varus mit seinen Legionen im 
Teutoburger Walde vernichtete (9 n. Chr.), erlangte dadurch einen 
unvergänglichen Ruhm. –~ Das Reich des Marko mannensstammes 
unter Marbod, das seinen Hauptsitz in Böhmen hatte und das 
dem Kaiser Tiberius nicht geringe Besorgnisse einflößte, wurde nur 
durch innere Zwistigkeiten und nicht durch römische Waffen zu Grunde 
gerichtet (19 n. Chr.). Als später die Bataver am Niederrhein 
unter der Anführung des Claudius Civilis die Herrschaft der 
Römer abzuwerfen versuchten (69-70), konnten sie von diesen nur 
mit großer Anstrengung überwunden werden. 
Am Ende des zweiten und im Verlaufe des dritten Jahrhun- 
derts nach Christi Geburt gieng bei den Deutschen eine wichtige 
Veränderung vor sich, Die einzelnen Stämme zersplitterten nicht wie 
ehedem ihre Kraft in getrennten und deshalb vergeblichen Angriffen
	        
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