Karl V. und die Kirchenspaltung.
139
die Bauern so auf, als brauchten sie ihren geistlichen Gutsherren und somit
auch ihren weltlichen keine Abgaben und Dienste mehr zu leisten.
Die Bauern in Schwaben und Franken stellten in zwölf Artikeln i h r e Forderungen.
Forderungen zur Verbesserung ihrer Lage auf und griffen zu den
Waffen, um sie zu erkämpfen. In den zwölf Artikeln verlangten sie
Ermäßigung der Abgaben, Aufhören der Leibeigenschaft, das Recht der
Jagd und des Fischfanges, ferner das Recht, sich Bau- und Brennholz
nach Bedarf zu holen. Dann sollte das altdeutsche Gerichtsverfahren
wieder eingeführt werden. Die Forderungen der Bauern waren im
ganzen gemäßigt; die Lasten sollten nicht abgeschafft, sondern auf ein
erträgliches Maß zurückgeführt werden. Da aber die Grundherren ab-
lehnten, darüber mit den Bauern zu verhandeln, und auch Erzherzog
Ferdinand, der Bruder und Reichsverweser Karls V., kein Verständnis
für die Sachlage hatte, verlor die gemäßigte Partei die Führerschaft an die,
die auf dem Wege der Gewalt eine Änderung herbeiführen wollten.
Die Bauernheere zogen durch Schwaben, Franken, Bayern, Öfter- Wn=.
reich, das Elsaß und Thüringen und den Rhein hinunter bis Cölu; sie bcum9§äll9e-
zündeten die Burgen der Adligen an und plünderten Klöster und Kirchen.
Götz von Berlichingen, der Ritter mit der eisernen Hand, wurde zum
Anführer der Bauern gewählt. Mehr gezwungen als freiwillig nahm er das
Amt an und suchte zu vermitteln; dafür wurde er mit Mißtrauen, fast wie
ein Gefangener behandelt. Deshalb verließ er die Sache der Bauern.
Das erste Auftreten der Bauernheere hatte die Fürsten überrascht. Ergebnis.
Aber auf die Dauer konnten die Bauern, denen es an Einigkeit und
guten Anführern fehlte, den Heeren der Fürsten nicht standhalten. Über
100000 Bauern verloren in den Kämpfen das Leben. Die Lage der
übrigen wurde an vielen Orten noch drückender als zuvor.
Inmitten Deutschlands hatte Thomas Münzer die Führung der Thomas
Bauern übernommen. Er forderte die Abschaffung der Fürsten, der Priester SMni£r'
und der Obrigkeit, die Gütergemeinschaft, die Freiheit und Gleichheit.
Von Mühlhausen aus, dessen Stadtregiment er an sich gebracht hatte,
machten seine Leute Raubzüge in die Umgegend, bis ihn ein starkes Heer
der benachbarten Fürsten bei Frankenhausen vollständig vernichtete.
Karl konnte weder die innern Unruhen unterdrücken noch in die Karls
Religionsstreitigkeiten mit fester Hand eingreifen, da ihn verschiedne Kriege °1S!.i0e
gegen Franz I., König von Frankreich, gegen die Türken und andre
auswärtige Reichsfeinde beschäftigten. Der Streit mit Franz I., der sich Gegen
hauptsächlich um den Besitz von Burgund und Mailand drehte, wurde Sra"iL
in vier Kriegen ansgefochten mit dem Ergebnis, daß Burgund an Frankreich
kam, die Niederlande und Mailand der habsburgischen Hausmacht ver-
blieben. Den Krieg gegen die Türken unter dem Sultan Soliman II. Gegen
führte Karls Bruder Ferdinand. Dieser war seinem Schwager, dem @0[tmanIL
König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn, in der Regierung beider Reiche
9*