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Neigungen die neue Schöpfung mit einem frühzeitigen Verfalle;
als er starb, zehrte eine große Schuldenlast an dem Marke des
Staates.
î Glücklicherweise für Preußen machte sein Sohn und Nachfolger
Friedrich Wilhelm I (171301740) den Fehler des Vaters durch
die äußerste Sparsamkeit wieder gut. Kaum war er zur Regierung
gelangt, so ließ er die Edelsteine und kostbaren Geräthschaften seines
Vaters verkaufen und bezahlte damit die Schulden. Dann verabschiedete
er einen großen Theil der Diener und behielt nur so viele, als dringend
nöthig waren, und diese wurden knapp gehalten. Die Mahlzeiten, das
Hausgeräth und, die Kleidung des Königs waren von einer Einfachheit,
wie sie einer bürgerlichen Haushaltung entsprochen hätte; seine Frau
und seine Kinder mußten wider ihren Willen seine Sparsamkeit theilen.
Von seinen Beamten verlangte er die strengste Pflichterfüllung und
prügelte sie wohl eigenhändig, wenn er mit ihnen nicht zufrieden war;
glaubte er bei einem Spaziergange müssige Leute zu sehen, so schalt er
sie Tagediehe und drohte ihnen mit dem Stocke. Immer hatte er Geld
genug, wo. es sich darum handelte, den Wohlstand des Landes zu heben,
Ländereien zu bevölkern oder niedergebrannte Städte und Dörfer
wieder aufzubauen. In mitunter tyrannischer Weise suchte er seinen
Willen überall zur Geltung zu bringen und jeden an seine Pflicht zu
mahnen, aber er forderte nicht mehr von andern als von sich selbst.
Die größte Freude hatte der König an großen Soldaten, aus denen er
seine Garde zusammensetzte. Aus nah und fern suchte er solche um
große Geldsummen und mit Gewalt für seinen Dienst zu gewinnen.
Friedrich Wilhelms I Nachfolger Friedrich I (174021786)
schien Anfangs das Gegentheil des Vaters werden zu wollen. Als
Knabe und Jüngling widerstrebte er der harten Zucht des Vaters, fand
Geschmack an der Musik, die dieser als eine brodlose Kunst gering
achtete, und beschäftigte fich mit der Lectüre französischer Werke, worin
der kerndeutsche Vater eine Hinneigung zur französischen Windbeutelei
erblickte. Da Friedrich mit dem sparsam zugemessenen Taschengelde
nicht auskam, galt er in den Augen Friedrich Wilhelms auch als Ver-
schwender und so gestaltete sich das Verhältniß zwischen beiden zu einem
höchst traurigen. Friedrich wollte sich zuletzt der harten Behandlung
durch die Flucht entziehen, sein Versuch mißlang aber, er wurde mit
dem Lieutenant Katt, der ihm dabei geholfen hatte, gefangen genommen
und sollte nach dem Willen des strengen Vaters mit dem Tode büßen.
Nur mit Mühe ließ fich letzterer besänftigen, so daß Friedrich mit
einer mehrwöchentlichen Haft davonkam, Katt jedoch wurde hingerichtet.