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Am 21. Juni, Sommers Anfang, geht die Sonne
bereits gegen 4 Uhr früh, weitab nördlich vom Ostpunkte
auf, erreicht Mittag den höchsten Standpunkt des Jahres,
und geht erst gegen 8 Uhr Abends, weit rechts von We¬
sten nach Norden hin, unter. Der Bogenweg der Sonne
ist dann am längsten und höchsten, die Tage sind am läng¬
sten, die Nächte am kürzesten.
Vom 21. Juni ab werden die Bogen wieder täglich
kürzer und niedriger, der Ausgangspunkt nähert sich mehr
und mehr dem wahren Ostpunkte, der Untergangspunkt
dem wahren Westpunkte; die Aufgangszeit erfolgt später,
die Untergangszeit früher; die Tage werden vom 21. Juni
ab wieder kürzer, die Nächte länger.
Am 23. Sept., Herbsts-Anfang, hat' der Bogen wieder
seine mittlere Größe, wie am 21. März, die Sonne geht
wieder um 6 Uhr früh im wahren Ostpunkt auf, um' 6
Uhr Abends im wahren Westpunkte unter; Tag und Nacht
sind wieder gleich. H erbst-Aequinoktium.
Vom 23. September ab wird der Bogen immer klei¬
ner, die Tage werden immer kürzer, bis am 21. Dezember
wieder der kürzeste und niedrigste Bogen und der kürzeste
Tag erreicht ist. So geht es von Jahr zu Jahr.
Die Sonne erleuchtet und erwärmt die Erde. Je
länger sie scheint und je höher sie steht, also je senkrechter
ihre Strahlen herabfallen, desto wärmer wird es; je kür¬
zere Zeit sie scheint, und je niedriger ihr Standpunkt ist,
also je schräger ihre Strahlen herabfallen, desto kälter wird
es. Entstehung der Jahreszeiten und der verschiedenen
Zonen. (S. auch S. 90 und 91.)
Wer unter dem Aequator wohnt, macht folgende Beob¬
achtungen: Am 21. März geht die Sonne im wahren
Ostpunkte auf, bewegt sich genau um den Aeqüator herum,
steht den Bewohnern Mittags senkrecht über dem Scheitel
(Scheitelpunkt, Zenith) und geht im wahren Westpunkte
unter. Sie erleuchtet dann die ihr zugekehrte Erdhälfte
gerade bis an beide Pole und alle Bewohner der Erde
haben zu dieser Zeit 12 Stunden Tag und 12 Stunden
Nacht.