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die Empörer, um ihnen Worte des Friedens und der Versöh¬
nung zu bringen; allein selbst der fromme Apostel des Friedens
sank, von einer Kugel durchbohrt, am Fuße einer Barrikade
als Opfer dahin. Erst am 26. Juni endete der grausige Kamps
mit der völligen Besiegung der Meuterer. An 5000 Todte
und noch einmal so viel Verwundete hatte dieser Straßen-
kämpf gekostet. — Geschützt durch diese Maßregeln der Strenge
wählte das Volk, voll Begeisterung für diesen Ruhm und den
Glanz des Napoleonischen Namens, Louis Napoleon, den
Sohn des vormaligen Königes von Holland, zum Präsidenten
der Republik, erst aus vier Jahre, dann aber, nach neuen be¬
drohlichen Vorgängen am 2. Dezember 1851, auf zehn Jahre.
Zugleich räumte es ihm eine fast unumschränkte Gewalt ein,
um mit starker gewaffneter Hand den neuen wieder auftauchen¬
den Revolutionsgelüsten und deren Gräueln endlich ein
zu setzen. Ja die Mehrzahl der Nation wünschte ihn sogar
als Kaiser an die Spitze des Reiches gestellt, damit unter eines
Mächtigen Scepter das Land endlich beruhigt und der Seg"
nungen des Friedens theilhaftig werde. Und als es hierüber
zur Abstimmung des Volkes kam, wurde Napoleon mit fast
acht Millionen Stimmen gewählt, und am 1. Dezember 1852
dem Gewählten die Entscheidung des französischen Volkswillens
überbracht. Seitdem führt er den Titel Napoleon 111. (der
zweite Napoleon wäre der Herzog von Reichstadt gewesen)-
Im Januar 1853 gab er dem Reiche auch eine Kaiserin,
indem er sich mit der Spanierin Eugenie, Gräfin Montijo,
vermählte.
So war an Frankreichs Himmel abermals der Stern Wa<>
poleon's aufgegangen; — ob als Zeichen endlichen Friedens
und endlicher Versöhnung der Parteien, oder neuer Schrecken,
neuer Umwälzungen, das vermochte kein menschliches Auge
erschauen. Erst die Zukunft kann entscheiden, ob das groߧ
Wort des Kaisers: „Das Kaiserreich ist der Friede! (Vempir0
c’est la paix!) auch zur Wahrheit werden soll.