Full text: Lehrbuch der römischen Alterthümer

< ish en Sprache. Der Anfang dazu wurde meisten Theils 
mit Dichtern, und zwar mit Ho mer, gemacht. Damit 
verbanden sie die griechischen Lu st- und Tr auerspiel-D ich- 
ter, wie auch Geschicht schreib er. Dann wurden auch 
lateinische Schriftst eller betrieben, wie z. B. Virs 
gil u. a. UÜberdieß erhielten die Jünglinge Unterricht in den 
frey en Kün sten, wie z. B. in der Arithmetik, Musik, 
Mahlerey , Geometrie , Astronomie u. s. w. , so daß sie den 
ganzen Kreis der Wisssenschaft (eneyclopaedia) kennen lernten. 
Um sich in der Declamation und im äußern Anstande zu bil- 
den, besuchten sie die Schauspiele. 
Nach Vollendung dieses Curses bekamen sie Anweisung 
in der Philosophie und Redekunst. Die Lehrer der 
Redekunst ( rhetores ) stellten mit ihnen Übungen im Lesen 
guter griechischer Redner an, und übten sie in der Zerglie- 
derung (analysis), Nachahmung (imitatio), Recitation und 
Übersetung (interpretatio ) aus dem Griechischen ins Latei- 
nische und aus dem Lateinischen ins Griechische. Vornehmlich 
aber übten sie dieselben in der D e cl am ati o n oder in dem 
öffentlichen rednerischen Vortrage. In der Philosophie wurde 
die dialo g ische und so kratische Lehrart als die beste 
angesehen. Sie bestand darin , die Ideen der Schüler, so un- 
deutlich, dunkel und verworren sie auch in ihrem Kopfe liegen 
mochten, durch Fragen und Antworten deutlich zu machen, 
und sie ihnen mit völliger Klarheit ins Bewußtseyn zu bringen, 
wobey der Lehrer immer von den einfachsten , leichtesten und 
bekanntesten Begriffen ausginn. So wurden die jungen Rü- 
mer gewöhnt, nicht bleß g ed ä cht ni ß mäßig, sondern den- 
k en d zu lernen, und dieser Entwicklung der Denkkraft ist es zu- 
zuschreiben, daß man in ihren Schriften , theils im Ganzen, 
theils in einzelnen Säßen , so viele originelle , selbsterforschte 
Weisheit findet, wodurch sie die bleibenden Lehrer der Welt 
wurden. Die Römer lernten nicht für die Schule oder das Exa- 
men, sondern für das Leben ; daher kam es , daß sie die Stu- 
dien ihr ganzes Leben lang als eine Liebling s b e sch äf t i- 
gung trieben, von welcher Cicero sagte: Studia adolescen-
	        
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