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je 4—6 Eier aus. Die Jungen werden von den Alten mit rührender Sorgfalt
großgezogen.
Die Rauchschwalbe, ein Zugvogel. Zieht der Herbst ins Land, so nimmt
die Zahl der Insekten mehr und mehr ab. Die Schwalbe ist darum genötigt, unsere
heimatlichen Fluren zu verlassen. Schon einige Wochen vor der Abreise versam¬
meln sich Hunderte der lieben Sommergäste zu großen Scharen, um gemeinsame
Probeflüge zu veranstalten. Gewöhnlich im September erfolgt dann der Aufbruch
nach den warmen Gebieten Nordafrikas. Erst wenn im Frühling die Mücken und
Fliegen wieder zu munterem Tun erwacht sind, kehren die Schwalben als liebe
Lenzesboten nach monatelanger Abwesenheit zu uns zurück.
Andere Schwalbenarten. Etwas später als die Rauchschwalbe erscheint die
Hausschwalbe. Sie unterscheidet sich von ihrer Verwandten durch den weniger
tief gegabelten Schwanz und die weiße Unterseite, weshalb sie auch den Namen
Mehlschwalbe führt. Ihr Nest baut sie stets an die Häuser, und zwar so, daß
es von oben gegen den Regen geschützt ist. Die dritte bei uns heimische Schwalben¬
art ist die Uferschwalbe. Sie nistet in Höhlen, die sie in steile Ufer¬
wände, in Sand- und Lehmgruben grübt.
Der Storch.
Der Storch beim Brutgeschäft. Auf dem First des Hauses hat
seit alters der Storch eine Freistatt gefunden. Mit Jubelruf
empfängt ihn alt und jung, wenn er Mitte März durch lautes
Klappern seine Ankunft vermeldet. Um dem lieben Sommergast
den Bau der Wohnung zu erleichtern, bringt man ein Wagenrad
oder ein Kreuz von Holz auf dem Dachfirst an. Gemeinsam baut
dann das Storchenpaar das große Nest. Während das Männchen
die nötigen Baustoffe herbeitrügt, beschäftigt sich das Weibchen mit
dem Zurechtlegen derselben. Zunächst wird eine passende Unterlage
aus Holzsplittern und Reisig geschaffen. Die entstehenden Lücken
werden mit Rasen- und Erdklumpen ausgefüllt. Nun werden Stroh-
und Rohrhalme aufeinandergeschichtet und dann Federn und Woll-
haare, die eine weiche und warme Wiege für die Jungen abgeben
müssen. Alljährlich nimmt fortan das gleiche Storchenpaar das
Nest wieder in Besitz. Schon Ende April legt die Störchin 2—4 Eier,
die sie etwa vier Wochen bebrütet. Sind die Jungen ausgeschlüpft,
so können sie das Nest nicht gleich verlassen. Gemeinsam werden
sie von den Alten mit großer Liebe und Sorgfalt mit Futter versorgt
und in Gefahren beschützt. Wagt dann endlich das junge Volk den
ersten Ausflug vom Neste auf den First des Daches, so machen die Alten
ihren Sprößlingen alle Anfangsgründe der Fliegekunst vor. Erst wenn
sie diese sicher erfaßt haben, geht es nach etlichen Tagen hinaus in
Wiesen und Moorgründe.
Realienbuch.