§ 12. Westeuropa.
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W.-Seite Großbritanniens erhalten sehr starke Niederschläge. Die oft-
englische Ebene ist dagegen nicht übermäßig benetzt, der Himmel aber
auch hier trübe und neblig, so daß zwar Weizen, jedoch kein Wein gedeiht.
Der Rasen ist überall in den Niederungen saftig und befördert treffliche
Rindviehzacht, das niedrige Gras der Höhen umfangreiche Schafzucht. Der
Wald wurde bis auf kleine Neste vernichtet, so daß die Britischen Inseln
der waldärmste Teil Europas sind. Weithin erstrecken sich Felder und
Weideländerei. Die von Stürmen gepeitschten schottischen Hochlande sind
öde Heideflächen mit vereinzelten Kieferwaldungen und grünen Seen.
Auch in Frankreich ist die Witterung so mild, daß außerhalb der Gebirge
selbst der Januar im Mittel nicht unter den Frostpunkt sinkt. Man hat
deshalb kaum irgendwo Öfen, meist nur Kamine. Die Niederungen am
Mittelmeer haben bereits mittelmeerisches Klima (s. S. 2): Trockne Sommer,
beinahe frostsreie Winter; daher ist Oliven- und Feigenkultur möglich.
Feuriger Wein gedeiht im s. und mittleren Frankreich; das schönste Obst,
auch Aprikosen, Pfirsiche und edle Kastanien, vor allem der Weizen wird
überall mit Ausschluß der rauheren Höhen angebaut. Auch in Frankreich
ist der Wald übermäßig vernichtet, so daß der nicht genügend geschützte
Erdboden allzu stark in die Flüsse gespült wird. Besonders die Loire
versandet.
6. Die Bevölkerung Westeuropas war keltisch und wurde mit Aus-Bevölkerung,
nähme Schottlands und Irlands von den Römern unterworfen und an
römisches Recht und Sitten gewöhnt, romanisiert. Später drangen
Germanen nach Frankreich und auf die Britischen Inseln ein. Sie haben
besonders England zu einem germanischen Land gemacht, dessen Sprache
der deutschen verwandt ist, während das Französische zu den romanischen
Sprachen gehört. Die Britischen Inseln nehmen noch nicht einmal 2/S
der Raumgröße Frankreichs ein, sind aber um 5 Mill. Einwohner reicher,
weil sie fast doppelt so dicht bevölkert sind als Frankreich. Das liegt am Volkswirt-
Kohlen- und Erzreichtum Englands und Schottlands, der in beiden
Ländern das großartigste Gewerbeleben der ganzen Erde ermöglicht, ferner
am einträglichen Handel, der Großbritannien zur bei weitem ersten See-
macht der Erde erhoben hat, und am klug in fremden Ländern gewinn-
bringend angelegten britischen Geld. Auch Frankreich ist eine der ersten
Geldmächte; sein Großgewerbe und seine Flotte folgt jedoch erst in
weitem Abstand hinter der englischen, auch erst hinter der deutschen. Dafür
bringt die blühende französische Landwirtschaft gute Erträge, während
in England viel Grundbesitz in der Hand reicher Leute liegt und nicht voll
nutzbringend bewirtschaftet wird: Viel Einfuhr von Korn, Fleisch, Holz.
Lampe, Erdkunde. Heft 2. a