Full text: Geschichte Deutschlands und Frankreichs (Theil 2, [Schülerband])

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III. Periode. Von Carl dem Großen 
in welcher die jungen Leute im. Lesen, Schreiben, Rechnen’, 
Singen und in der Grammatik unterrichtet wurden. Bey jeder 
Hauptkirche, bey jedem Kloster ließ er eine g el e h rt e Schule 
zur Bildung. tüchtiger Geistlichen errichten, und ermahnte die 
Vorssteher(Scholastici), nebst derTheologie auch dasStudium der 
Literatur mit Wetteifer zu betreiben. Er befsreyte die Geistli- 
chen vom Heerbann und von der weltlichen Gerichtsbarkeit. Er 
befahl ihnen, Predigten in der V ol ks spr ach ezu halten, und 
ließ die Homilien der Kirchenväter als Muster ins Deutssche 
überseßen. Er sorgte noch mehr für die Ausbildung der. d e u t- 
sch en S pr a ch e, indem er die alten deutschen Lieder sammeln 
und aufschreiben ließ ; er ssuchte die deutsche Sprache mit Wör- 
tern, die ihr noch fehlten , zu bereichern ; er erfand deutsche 
Nahmen für die Monathe und Winde; er entwarf sogar eine 
deutsche Sprachlehre. 
Auch die s< ö n en Kün ste liebte Carl und beförderte sie. 
Er stiftete zwey S ing s< ul e n zu Soissons und Meß, und stell- 
te die hier gebildeten Singmeister (Cantores) in den Provinzen 
an. Auch wurde Unterricht im Orgelspielen ertheilt. x) Er 
errichtete verschiedene große und prächtige Gebäude, wie z. B. 
den Pallast , die Marienkirche, auch die Bäder zu Aachen, bey 
welchen Gebäuden in Deutschland zum ersten Mahle Marmor- 
säulen , Bildhauerarbeiten, silberne und goldene Verzierungen 
gebraucht wurden. **) Er ließ bey Mainz, eine Brücke über den 
Rhein bauen , legte mehrere Gränzburgen an, und errichtete 
eine Flotte gegen die Normänner. Er sorgte in seinen Gese- 
ben (Capitularia) auch für die Verbesserung der I n du tri e, 
indem er den Anbau des Obstes befahl und auf den kaiserlichen 
Maierhöfen allerlepy Handwerker und Künstler ansiedelte , so 
*) Die erste Orgel war im J. 760 zu den Franken gekommen. 
Der griechische Kaiser Constantinus Kopronymus hatte sie von 
Constantinopel dem Könige Pipi n zum Geschenke bringen 
lassen. 
*) Die Quadersteine wurden aus den Mauern von Verdun, 
Musiv-Arbeiten und Marmorsäulen aus den Ruinen des kai- 
serlichen Pallastes zu Ravenna gehohlt.
	        
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