Vas zerbrochene Hufeisen. Gespensterfurcht.
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Wald hineingerufen, so wäre dir auch ein freundliches Wort
zurückgekommen. So geht es aber im gewöhnlichen Leben.
Begegnen wir den Leuten freundlich, so begegnen sie auch
uns freundlich. Sind wir aber gegen sie unfreundlich, rauh
und grob, so dürfen wir von ihnen auch nichts Besseres
erwarten.“
66. Das zerbrochene Hufeisen.
Christoph von Zchmid.
1. Lin Bauer ging mit feinem Sohne über Feld. „Sieh,"
sprach der Vater unterwegs, „da liegt ein Stück von einem Huf¬
eisen! heb' es auf und steck' es ein!" „Li", sagte der Sohn,
„das ist doch nicht wert, daß man sich darum erst bückt." Der
Vater hob das Lisen stillschweigend auf und steckte es ein. 3m
nächsten Dorfe verkaufte er es dem Schmiede für einige Pfennige
und kaufte für das Geld Kirschen.
2. Beide gingen weiter. Die Sonne schien sehr heiß' weit
und breit war kein Haus, kein Baum und keine Quelle zu sehen,
und der Sohn verschmachtete fast vor Durst. Da ließ der Vater
wie von ungefähr eine Kirsche fallen. Der Sohn hob sie so be¬
gierig auf, als wäre sie Gold, und fuhr damit gleich zum Munde.
Nach einiger Zeit ließ der Vater wieder eine Kirsche fallen, und der
Sohn bückte sich eben so schnell danach. So ließ ihn der Vater
nach und nach alle Kirschen aufheben.
3. Nls die letzte verzehrt war, wandte sich der Vater lächelnd
um und sprach: „Sieh, wenn du dich um das Hufeisen ein einziges
Mal hättest bücken mögen, so hättest du dich um die Kirschen
nicht so viele Male bücken müssen. Merke dir daher das
Sprüchlein:
„Wer kleine Ding' nicht achten mag,
hat oft um klein're Müh' und plag'."
67. Gespensterfurcht.
Lorenz Kellner.
„Karoline," sagte eines Nbends die Mutter zu ihrer Tochter,
„gehe doch einmal in die Küche und hole mir den zinnernen Teller,