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Vom Küchengeschirr.
45. Vom Küchengeschirr.
Meine liebe Nichte!
Du willst, ich soll Dir mit meinem Rate beistehen, wenn Du daran
gehst, für den künftigen Haushalt die Kücheneinrichtung zu beschaffen.
Das tu' ich gerne und es freut mich, daß Dir meine eigene bescheidene
Küche als Muster für die Ausstattung Deines kleinen Reiches dienen soll.
Du denkst wohl zuerst an die blinkenden Messing- und Kupfergeräte,
die sich so schmuck ausnehmen an den weißen Wänden. Hübsch sind sie;
allein es kostet Sorgfalt genug sie in solchem Stande zu erhalten. So
oft sie benützt werden, bedarf es außer gründlicher Reinigung noch des müh—
samen Putzens mit Putzpulver, bis alle Flecken verschwunden sind. Aber
noch etwas anderes gibt es zu bedenken: Messing, eine Mischung von Kupfer
und Zink, setzt bei Einwirkung von Feuchtigkeit und besonders von Säure
giftigen Grünspan an. Laß also nie eine Speise in der Messingpfanne er—
kalten und hüte Dich saure Speisen darin zu kochen. Da schon Küchendunst
einen Anflug von Grünspan erzeugt, so gewöhne Dich daran, auch vor dem
jedesmaligen Gebrauche solche Geschirre zu säubern. Das Gleiche gilt
selbstverständlich von den Kupfergefäßen. Damit sich beim Kochen nicht
etwa giftige Kupfersalze bilden, kannst Du solche Geschirre nur benützen,
wenn sie gut verzinnt sind. Ob dies der Fall sei, erkennst Du an dem leb—
haften, silberhellen Glanze; eine Verzinnung, die bläulich schimmert und
abfärbt, ist bleihaltig, also schlecht; schadhafte Verzinnung muß sogleich
erneuert werden. Der hohe Preis der Kupfergeschirre erschwert ohnehin
ihre Anschaffung; dagegen kann ich Dir nur raten, zwei Messingpfannen
zum raschen Absieden von Wasser oder Milch und zum Einkochen von
Früchten in Deine Kücheneinrichtung aufzunehmen.
Gefahren, wie die eben berührten, gibt es beim eisernen Geschirr nicht.
Du darfst demnach unbedenklich eiserne Tiegel oder Einbrennpfännchen
benützen. Manche Speisen freilich, wie Linsen, Obst, Gerste, Reis, werden
schwarz, da sie etwas Eisen auflösen; der Gesundheit bringt dies übrigens
keinen Schaden. Gußeiserne Geschirre springen leicht bei Stoß und Fall
oder über starkem Feuer. Neue eiserne Gefäße nimm nicht in Gebrauch,
ehe Du sie ausgekocht und mit Sodawasser und Sand gründlich gescheuert hast.
Am meisten kann ich Dir die Emailgeschirre empfehlen. Du kennst
ja alle die grauweißen Töpfe, Tiegel und Pfannen in meiner Küche. Sie
sind, aus Eisenblech hergestellt, leicht, haltbar, durch ihre stahlharte, glän—
zende Glasur zur Zubereitung aller Speisen tauglich, ohne Schwierigkeit
zu reinigen und appetitlich anzusehen. Beim Einkauf nimm das beste
Email, wenn es auch das teuerste ist. Schlechte Emaillierung springt leicht
und beschädigte Töpfe können, da das bloßgelegte Eisenblech rostet, nicht
mehr für alle Speisen benützt werden; außerdem liegt die Gefahr nahe,
daß abgesprungene Emailsplitterchen, die sich den Speisen beimengen, der
Gesundheit schaden. Brühe die neuen Töpfe erst aus, ehe Du sie verwendest;
auf 1 Liter Wasser nimm dazu 4 Eßlöffel Salz und 2 GEßlöffel Essig;
laß die Mischung darin 1 Slunde kochen und spüle hernach gründlich,
so werden alle schädlichen Metallstoffe entfernt und die Geschirre haltbarer.