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Mohns, sowie die schwanken Rispen der Hirse erhoben sich in-
mitten der Ahrenfelder.
An den Abhängen von warmer Lage aber waren in Thü-
ringen und Frankén damals überall Rebengärten angelegt, und
dieser alte Weinbau, welcher jetzt in denselben Landschaften fast
untergegangen ist, mub in günstigen Jahren doch einen trinkbaren
Mein hervorgebracht haben; denn es werden in den alten Ge—
schichtsbüchern einige Weinjahre als vortrefflich gerühmt. Auch
Hopfen wurde fleibig gebaut und zu gutem Biere benutzt. Schon
ãte man von Futtergewächsen den Spergel und die Pferdebohne.
Die Wiesen, hochgeschätzt, häufig eingezäunt, wurden sorgfältiger
behandelt als 200 Jahre später; die Maulwurfshaufen zu zer—
verfen und die Abzugsgräben, ja sogar Bewässerungsgräben zu
mehen und zu erhalten, var gewöhnlich. Schon war Erfurt NMittel-
punkt eines bedeutenden Handels mit Blumen, Blumensamen und
feinen Obstsorten. Im ganzen war, wenn man verschiedene Zeiten
miteinander vergleichen darf, die landwirtschaftliche Kultur im
Jahre 1618 nicht geringer als etwa 1818.
2. Die Lasten, welche auf dem Bauernstande lagen, Dienst-
leistungen und Abgaben waren nicht gering, am größten auf den
adligen Gütern; aber es gab aueh nicht wenige freie Bauerndörfer
im Lande. Viele geistliche Güter waren zersehlagen worden, viele
fürstücehe und nicht wenige adlige Güter wurden von Pächtern
bewirtschaftet. Das alles kam dem Bauer zugute. Preilich der
WViläschaden war ein drückendes Leiden, und auf den Gütern des
ferarmenden Adels war von der alten Hörigkeit noch viel übrig
geblieben. Die Gemeinderechnungen wurden seit fast hundert
Jahren ordentlich geführt und von den Landesregierungen beauf-
gichtigt; auch auf Ortszeugnisse und Heimatsscheine ward schon
gehalten, und die Gemeinden empfahlen einander nachbarlich in
gewãhlten Ausdrücken ihre Angehörigen, welche aus einem Dorfe
dach dem andern zogen. Aueh der Handelsverkehr war nicht ge-
ring. Durch Thüringen führte fast gleichlaufend mit den Bergen
eine grohe Handelsstrabe von der Elbe zum Rhein und Main, und
am Cpfall des Gebirges gegen die Werra lag der grobe Heer-
pfad, weleher den Norden Deutschlands mit dem düden verband.
Der Frachtverkehr auf den kunstlosen Straben erforderte Vor—
spann und brachte den Dörfern Verdienst und Kunde aus der fernen
Welt, auch manche Gelegenheit, Geld auszugeben.
3. Wenigstens in allen Kirchdörfern gab es fSehulen; die Lehrer
waren oft geistlichen Standes; auch Lehrerinnen für die Mädchen
fanden sick zuweilen. Es wurde ein kleines Schulgeld gezahlt, und
ein Teil der Dorfbewohner war in die Geheimnisse des Lesens
und Schreibens eingeweiht. Der Gegensatz zwischen dem Land-
manne und dem Städter war zwar damals gröhber als jetzt. Aber
wie abgeschlossen und arm an wechselnden Eindrücken das Leben