88 
hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und 
ehe sich's Hans versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben, 
der die Äcker von der Landstraße trennte. Das Pferd wäre auch durch¬ 
gegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges 
kam und eine Kuh vor sich her trieb. Hans suchte seine Glieder 
zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber 
verdrießlich und sprach zu dem Bauer: „Es ist ein schlechter Spaß, das 
Reiten, zumal wenn man auf so eine Mähre gerät wie diese, die 
stößt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann. Ich 
setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob' ich mir Eure 
Kuh; da kann einer mit Gemächlichkeit hinterher gehen und hat oben¬ 
drein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiß. Was gäbe ich 
drum, wenn ich so eine Kuh hätte!" „Nun," sprach der Bauer, 
geschieht Euch so ein großer Gefallen, so will ich Euch wohl die Kuh 
für das Pferd vertauschen." Hans willigte mit tausend Freuden ein; 
der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon. 
Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen 
Handel. „Hab' ich nur ein Stück Brot, und daran wird mir's doch 
nicht fehlen, so kann ich, so oft mir's beliebt, Butter und Käse dazu 
essen; hab' ich Durst, so melk' ich meine Kuh und trinke Milch; Herz, 
was verlangst du mehr?" Als er zu einem Wirtshause kam, machte er 
halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags¬ 
und Abendbrot, rein auf und ließ sich für seine letzten paar Heller 
ein halbes Glas Bier einschenken. Dann trieb er seine Kuh weiter, 
immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze war drückender, 
je näher der Mittag kam, und Hans befand sich in einer Heide, die 
wohl noch eine Stunde dauerte. Da ward es ihm ganz heiß, so daß 
ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. „Dem Dinge ist zu 
helfen," dachte Hans, „jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der 
Milch laben." Er band sie an einen dürren Baum, und da er keinen 
Eimer hatte, so stellte er seine Ledermütze unter; aber wie er sich 
auch mühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. Und weil 
er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Tier 
endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, 
daß er zu Boden taumelte und eine Zeitlang sich gar nicht besinnen 
konnte, wo er war. Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, 
der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. „Was 
sind das für Streiche?" rief er und half dem guten Hans auf. Hans 
erzählte, was vorgefallen war. Der Metzger reichte ihm seine Flasche 
und sprach: „Da trinkt einmal und erholt Euch. Die Kuh will wohl 
keine Milch geben; das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum 
Ziehen taugt oder zum Schlachten." „Ei, ei," sprach Hans und strich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.