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hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und
ehe sich's Hans versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben,
der die Äcker von der Landstraße trennte. Das Pferd wäre auch durch¬
gegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges
kam und eine Kuh vor sich her trieb. Hans suchte seine Glieder
zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber
verdrießlich und sprach zu dem Bauer: „Es ist ein schlechter Spaß, das
Reiten, zumal wenn man auf so eine Mähre gerät wie diese, die
stößt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann. Ich
setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob' ich mir Eure
Kuh; da kann einer mit Gemächlichkeit hinterher gehen und hat oben¬
drein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiß. Was gäbe ich
drum, wenn ich so eine Kuh hätte!" „Nun," sprach der Bauer,
geschieht Euch so ein großer Gefallen, so will ich Euch wohl die Kuh
für das Pferd vertauschen." Hans willigte mit tausend Freuden ein;
der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon.
Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen
Handel. „Hab' ich nur ein Stück Brot, und daran wird mir's doch
nicht fehlen, so kann ich, so oft mir's beliebt, Butter und Käse dazu
essen; hab' ich Durst, so melk' ich meine Kuh und trinke Milch; Herz,
was verlangst du mehr?" Als er zu einem Wirtshause kam, machte er
halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags¬
und Abendbrot, rein auf und ließ sich für seine letzten paar Heller
ein halbes Glas Bier einschenken. Dann trieb er seine Kuh weiter,
immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze war drückender,
je näher der Mittag kam, und Hans befand sich in einer Heide, die
wohl noch eine Stunde dauerte. Da ward es ihm ganz heiß, so daß
ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. „Dem Dinge ist zu
helfen," dachte Hans, „jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der
Milch laben." Er band sie an einen dürren Baum, und da er keinen
Eimer hatte, so stellte er seine Ledermütze unter; aber wie er sich
auch mühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. Und weil
er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Tier
endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf,
daß er zu Boden taumelte und eine Zeitlang sich gar nicht besinnen
konnte, wo er war. Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges,
der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. „Was
sind das für Streiche?" rief er und half dem guten Hans auf. Hans
erzählte, was vorgefallen war. Der Metzger reichte ihm seine Flasche
und sprach: „Da trinkt einmal und erholt Euch. Die Kuh will wohl
keine Milch geben; das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum
Ziehen taugt oder zum Schlachten." „Ei, ei," sprach Hans und strich