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Bücke in die Vergangenheit Preußens.
theidigte Marienburg. Hunger und Seuchen nöthigten den Feind
zum Abzüge. So konnte Heinrich von Plauen, des Ordens Retter,
den ersten Frieden zu Thorn schließen, in welchem nichts als Samo-
gitien abgetreten wurde, 1411. Es ist aber ein furchtbares Zeichen
von dem Verfall des Ordens, daß derselbe seinem Retter mit schmäh¬
lichem Undank lohnte, als er strenge Genügsamkeit, alte Einfachheit
und fromme Sitte im Orden zurückführen wollte. Da konnte die
Strafe und das Verderben nicht lange mehr ausbleiben. Der dem
Orden feindliche Landadel und die Städte schloffen 1440 zu Ma¬
rienwerder einen Bund gegen ihre Oberherren und trugen dem König
Kastmir IV. von Polen an, daß er Herr in Preußen würde. Die
Ritter, welche ihre Söldner nicht bezahlen konnten, mußten sehen,
wie diese die Marienburg und alle von ihnen besetzten Burgen den
Polen verkauften. Weinend verließ der Hochmeister den stolzen Or¬
denssitz und floh nach Königsberg. So kam es zum zweiten Thor-
ner Frieden 1466, in welchem der Orden ganz Westpreußen abtreten
mußte und Ostpreußen nur als polnisches Lehen behalten durfte.
Beide Theile, besonders aber Westpreußen, siechten dahin. In dieses
schlich sich polnische Sprache, polnische Sitte und polnischer Skla¬
vensinn ein, und die, welche ihre Herren, die Ordensritter, an die
Polen verrathen hatten, mußten sich nun Jahrhunderte lang ohn¬
mächtig der gewaltsamen Eingriffe Polens zu erwehren suchen.
Preußen, ein weltliches Herzogthum.
(1525—1701.)
6. Markgraf Albrecht von Prandcnburg und die Veformaticm in Preußen.
Jetzt strebten die Ordensritter darnach, wenigstens in Ostpreußen
die polnische Lehnshoheit wieder abzuschütteln. Daher beschlossen sie,
die Hochmeisterwürde einem Fürsten aus einem mächtigen benachbarten
Hause zu übertragen. Sie wählten deshalb den Markgrafen Albrecht
von Anspach, einen nahen Verwandten des Kurfürsten Joachim von
Brandenburg und zugleich Neffen des Königs Siegmund von Polen
(1511). Derselbe weigerte sich von vornherein, den Lehnseid an Po¬
len zu leisten. Es kam darüber zum Kriege, der jedoch von Albrecht
ohne besonderes Glück geführt wurde. Inzwischen drang der Ruf
und die Lehre Luther's auch nach Preußen, und in unglaublich kurzer
Zeit fand hier die Kirchenverbesserung überall Eingang. In Königs¬
berg, Elbing, Thorn und Danzig u. a. O. kehrten Mönche und
Nonnen in das bürgerliche Leben zurück, und als Luther 1524 an
die Ordensbrüder in Preußen ein Schreiben erließ, daß sie ihrem
Ordenszwange entsagen sollten, legten viele derselben die Ordenstracht
ab, bekannten sich zur evangelischen Lehre und verheiratheten sich.
Am meisten aber wirkte zur Verbreitung der Kirchenverbesserung in
Ostpreußen der Bischof von Samland, George von Polenz. Wäh-