Kampf im offenen Feld für ehrenwert und weigerte sich, auf die Rat¬
schläge der Mutter einzugehen.
Man zog also aus den Burgtoren. Nun begann aber Wate zum
Angriff zu blasen. Dreißig Meilen weit hörte man es längs am Strande
klingen, und als er zum dritten Male blies, da wallten die Meeres¬
wellen, und der Ufergrund wankte, und die Ecksteine wollten aus den
Mauern springen. Im ersten Anlauf verwundete Hartmut Ortwin
und den zu Hilfe eilenden Horand. An einer anderen Stelle trafen
Herwig und Ludwig auseinander. Der starke Alte schlug seinen Gegner so,
daß er zu Boden sank; aber Herwig raffte sich schnell wieder auf. Und
indem er mit Scham emporblickte, ob Gudrun auch seine Schmach
gesehen habe, sammelte er alle Kraft, verfolgte Ludwig und schlug ihm
das Haupt herunter.
In der Burg verkündete der Wächter den Fall des Königs, und
Schreien und Wehklagen erscholl. Das hörte Hartmut, und von schlimmen
Ahnungen erfüllt, wollte er jetzt die Seinen hinter die festen Mauern
zurückführen. Aber er fand das Tor vom riesigen Wate besetzt. „Das
ist mir ein schlimmer Pförtner," rief Hartmut; aber unverzagt warf
er sich auf den Feind, und ein furchtbarer Zweikampf erhub sich. Als
dieser endlich wegen der Erschöpfung der Gegner einen Augenblick ruhte,
hörte Hartmut von dem oberen Rande der Mauer einen Angstschrei. Ein
Diener, von der bösen Gerlinde dazu angestiftet, nahte sich eben der
von oben zuschauenden Gudrun, um sie hinterrücks zu durchbohren. Aber
mit Donnerworten scheuchte Hartmut den heimtückischen Schurken zurück
und rettete so Gudrun zum zweiten Male das Leben. Dann nahm er den
Kampf mit dem fürchterlichen Wate wieder auf. Das sah von oben die
liebliche Ortrun, die eben erst die Kunde von dem Tode ihres Vaters
vernommen hatte, und mit rührender Klage warf sie sich Gudrun zu
Füßen. „Gedenke," rief sie, „wie dir zumute war, als man deinen
Vater erschlug. Run sieh, mein Vater und meine Freunde sind tot;
würde mir auch mein Bruder Hartmut erschlagen, so wäre ich ganz
eine Waise. Vergilt nun alle Liebe, die ich dir erwies, und rette meinen
Bruder vor dem schrecklichen Helden, mit dem er jetzt kämpft." Gern
wollte Gudrun die Bitte ihrer Freundin erfüllen; aber der tobende Wate
hörte sie nicht. Da gewahrte sie Herwig, winkte ihn heran und bat
ihn, die beiden Kämpfer voneinander zu scheiden. Aber Wate verweigerte
in seiner wilden Aufregung Herwigs Begehren, und da dieser dennoch
zwischen die Streitenden sprang, versetzte er ihm einen Schlag, daß