Full text: Fragen aus der allgemeinen Geschichte

1.12 
II. Mittelalter 
den Versprechungen, die er Innocenz hatte machen müssen, be- 
freite ihn dessen Tod (1216). Gegenüber den folgenden Päpsten 
hielt sich der Hohenstaufe an seine Zusagen nicht gebunden. So 
mußte es abermals zum Kampfe kommen. Gregor IX. schleu- 
derte den Bann gegen Friedrich, der endlich den versprochenen 
Kreuzzug unternahm. Im Frieden von San Germano (1230) 
verzichtete Friedrich auf Mittelitalien, wofür er vom Banne be- 
freit wurde, und wandelte nun sein süditalisches Reich in einen 
modernen Beamtenstaat um. Als aber die lombardischen 
Städte selbst die Bestimmungen des Konstanzer Friedens nicht 
mehr anerkennen wollten, warf der Kaiser ihren Widerstand sieg- 
reich nieder (Cortenuova 1237) und beschloß, auch hier die 
streng monarchische Organisation zur Durchführung zu bringen. 
Das kaiserliche Machtgebiet umschloß jetzt 
allseits den Kirchenstaat. Wollte das Papsttum auf 
weltliche Macht nicht ganz verzichten, so mußte es sich dieser 
Umklammerung erwehren. Der Kampf brach abermals mit 
furchtbarer Leidenschaft los und schon hatte der Kaiser sich fast 
des ganzen Kirchenstaates bemächtigt, als Innocenz IV. ihn 
auf dem Lyoner Konzil (1245) bannte, absetzte und eine 
Neuwahl in Deutschland (Heinrich Raspe, Wilhelm von Holland) 
anordnete. Trotzdem behauptete sich des Kaisers Sohn Kon- 
rad IV. in Deutschland und er selbst in Italien, bis ihn mitten im 
Kampfe der Tod ereilte (1250). Jetzt triumphiertedas 
Papsttum und vernichtete mit Hilfe des Hauses Anjou das 
verhaßte Geschlecht der Staufen (1268) und damit die deutsche 
Herrschaft in Italien. 
Ergebnis: Das Papsttum hatte in dem Wett- 
streite um die Vorherrschaft über das Kaisertum 
gesiegt, aberdiedauernde Verwirklichung des 
universalen Reichsgedankens sollte auch ihm 
nicht gelingen. Als der Versuch am Ende des 13. Jahr- 
hunderts nochmals gemacht wurde (Bonifaz VIIL), trat zwar 
das seiner universalen Macht endgültig entkleidete Kaisertum 
nicht mehr in den Wettbewerb ein, dafür erhoben sich Fran k- 
reich (Philipp IV.) und das politisch erstarkte städtische 
Bürgertum dagegen und mitihrem Siege wurde die 
Idee der römischen Universalmonarchie für 
immer zu Grabe getragen.
	        
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