Full text: Fragen aus der allgemeinen Geschichte

[I. Mittelalter 
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35. Welchen Verlauf nahm der Kampf zwischen 
Staufen und Welfen und welche Bedeutung‘ hatte 
er für die deutsche Geschichte? 
Entstehung des Streites: Kaiser Heinrich IV. hatte nach 
Absetzung Ottos von Nordheim das Herzogtum Bayern an 
W elf IV., den Begründer der Jüngeren welfischen Linie,*) ver- 
liehen (1070). Auch Schwaben wechselte unter Heinrich die 
Herrschaft. Der bisherige Herzog Rudolf von Rheinfelden wurde, 
als er sich von den aufständischen Fürsten in Forchheim zum 
(tegenkönige ausrufen ließ (1077) , seiner herzoglichen Würde ent- 
setzt. An seiner Stelle wurde Heinrichs treuer Bundesgenosse 
Friedrich von Hohenstaufen mit dem Herzogtume 
Schwaben belehnt (1079) und erhielt die Hand der Tochter Hein- 
richs, Agnes.?) Seine Söhne Friedrich und Konra d waren 
treue Anhänger ihres kaiserlichen Großvaters und unterstützten 
auch ihren Oheim Heinrich V. bei der Niederwerfung des Auf- 
standes norddeutscher Fürsten, an dessen Spitze Lothar von 
Supplinburg, der Erbe der Billunger in Sachsen, stand. 
Als Heinrich V. 1125 ohne Nachkommen starb, nahmen die 
MHohenstaufen die Reichsgüter, die zur großen salischen Erbschaft 
achörten, in Besitz. Friedrich bewarb sich auch um die deutsche 
Königswürde, unterlag aber seinem (Gegenkandidaten Lothar von 
Supplinburg (1125—1187). Dadurch, daB der neue König sich 
mit dem mächtigen Bayernherzog Heinrich dem Stolze n, 8) 
dem er seine Tochter Gertrude zur Frau gab, verband, zwang er 
die staufischen Brüder nach längerem Kampfe zur Unterwerfung. 
Erster Kampf (1138—1156) : Vor seinem Tode übertrug 
Lothar seinem Schwiegersohne das Herzogtum Sachsen, nach- 
dem dieser vorher schon die Markgrafschaft Tuscien 
als päpstliches Lehen erhalten hatte. Heinrich der Stolze besaß 
nun eine Macht, die mit geringen Unterbrechungen von der Nord- 
and Ostsee bis an die Küsten des Mittelländischen Meeres reichte. 
1) Die ältere welfische Linie war mit Welf III 1055 im Mannesstamm 
ausgestorben, Dessen Schwester Kunigunde vermählte sich mit dem lombar- 
dischen Markgrafen Azzo von Este und hatte Welf IV. zum Sohn. 
%) Agnes heiratete nach dem Tode Friedrichs den Babenberger Leo 
pold LIE, den Heiligen. 
3) Ein Knkel Welfs IV. 
Ruithel, Fragen aus der allgemeinen Geschichte. 3. Aufl.
	        
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