409
Alle, die mir sind verwandt,
Herr, laß ruh'n in deiner Hand;
Alle Menschen groß und klein
Sollen dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh',
Nasse Augen schließe zu;
Laß den Mond am Himmel steh'n
Und die stille Well beseh'n!
33. Nachtgebet.
Es rauschte leise in den Bäumen,
Ich hörte nur der Ströme Lauf,
Und Berg' und Gründe, wie aus Träumen,
Sie sah'n so fremd zu mir herauf.
Drin aber in der stillen Halle
Ruht Sang und Plaudern müde auS,
Es schliefen meine Lieben alle,
Kaum wieder kannt' ich nun mein Hans.
Mir war's, als lägen sie zur Stunde,
Gestorben, bleich im Mondenschein,
Und schauernd in der weiten Runde
Fühlt' ich auf einmal mich allein.
So blickt in Meeres öden Reichen
Ein Schiffer einsam himmelan —
O Herr, wenn einst die Ufer weichen,
Sei gnädig du dem Steuermann!
34. Wintcrlied.
Wie ruhest du so stille
In deiner weißen Hülle,
Du mütterliches Land!
Wo sind des Frühlings Lieder?
Des Sonnners bunt Gefieder
Und dein beblümtes Festgewand?
Kellner, kl. Leseb. d. Aust.
18