88 Kaiser Heinrich VII. von Luxemburg. Ludwig von Bayern und Friedrich der Schöne.
Qüßnacht ermordet und die Befreiung der Schweiz durch einen allgemeinen
Aufstand besiegelt worden. Alles dies ist Erfindung späterer Zeit. Es
Jab keine Vögte der Habsburger in der Schweiz, auch kann die Erxistenz
eines Tell durch kein zeitgenössisches Zeugnis erwiesen werden.
1308 4
1313
1309
1377
C. Heinrich VII. von Luxemburg (1308 -1313).
Nach Albrechts Ermordung fiel die Wahl der Kurfürsten auf den
Brafen Heinrich von Luxemburg.
l. Die Gründung einer Hausmacht in Böhmen. Auch Heinrich VII.
juchte seine Hausmacht zu stärken. Da die Böhmen mit ihrem König
Heinrich unzufrieden waren, so setzte er diesen ab und belehnte seinen Sohn
Johann mit Böhmen, der sich mit Elisabeth, der jüngeren Schwester
des letzten Prschemysliden Wenzel III., vermählte. Auf diese Weise kam
Böhmen an das Haus Luxemburg (1I1310).
2. Heinrichs Zug nach Italieu. Von dem Glanz des alten Kaiser—
tums bezaubert, unternahm Heinrich einen Zug nach Italien. Er er—
langte in Mailand die lombardische und in Rom von drei vom Papste
entsandten Kardinälen die Kaiserkrone (1312). Die Päpste residierten nüm—
lich seit 1309, in welchem Jahre König Philipp IV. von Frankreich, ein
Enkel Ludwigs des Heiligen, den Papst Klemens V. dazu veranlaßt hatte,
in Avignon (an der Rhone). Diese Zeit wird die „babylonische Gefangen⸗
schaft der Kirche“ genannt und dauerte bis 1377. Seit Friedrich II. hatte
kein deutscher König mehr die Kaiserkrone getragen. Bald nach der Krö—
aung starb Heinrich VII. und wurde zu Pisa begraben.
1314
13517 D. Ludwig von Bayern (1314 —1347) uud Friedrich der Schöne von
——— Osterreich (1314 —1330).
Nach Heinrichs VII. Tode fand in Deutschland neuerdings eine Doppel⸗
wahl statt. Eine Partei der Kurfürsten wählte den Herzog Ludwig von
Bayern aus dem Wittelsbachischen Haus, eine andere den Herzog Fried⸗
eich den Schönen von Osterreich, den Sohn Albrechts J. Beide waren
Enkel Rudolfs J., ersterer durch seine Mutter, letzterer durch seinen Vater.
Beide Vettern hatten sich am Wiener Hof, wo auch Ludwig eine Zeitlang
lebte, innigst liebgewonnen; jetzt brach zwischen ihnen ein erbitterter Thron⸗
streit aus, in welchem Friedrich an seinem tapferen Bruder Leopold eine
träftige Stütze fand, während Ludwig in König Johann von Böhmen
und in den Schweizern Bundesgenossen gewann.
1. Der Thronstreit. Gegen die Waldstätten zog Leopold, doch wurde
sein Ritterherr in dem Engpaß zwischen dem Berge Morgarten und dem