70. Die Zerstörung Karthagos. Die Römer erblickten in
der Selbsthilfe Karthagos einen Friedensbruch und erklärten den Krieg.
Die Karthager boten alles auf, um den Frieden zu erhalten; sie schickten
300 Geiseln nach Rom und lieferten, als trotzdem ein römisches Heer in
Afrika landete, alle Kriegsvorräte aus. Doch die Römer hatten es auf
die Zerstörung Karthagos abgesehen; sie verlangten daher von den Ein—
wohnern, ihre Vaterstadt zu verlassen und sich acht Wegstunden von der
Küste neue Wohnsitze zu suchen. Diese harte Forderung brachte die Kar—
thager zur Verzweiflung. Alles Metall, alle Kostbarkeiten aus Gold und
Silber wurden zusammengebracht, um Waffen daraus zu schmieden. Die
Frauen gaben ihr Haar zu Bogensehnen her, aus den Balken der nieder—
gerissenen Häuser wurden Schiffe gebaut; so boten sie ihre letzte Kraft
auf, um wenigstens nicht ehrlos unterzugehen. Zwei Jahre lang wehrten
sich die Karthager gegen die Römer, endlich ward die ausgehungerte
Stadt im Sturm genommen. Von 700.000 Einwohnern waren nur
mehr 50.000 am Leben geblieben, welchen gestattet wurde, sich an einer
fern von der Küste gelegenen Stelle anzusiedeln. Karthago wurde
gänzlich zerstört und das karthagische Gebiet zur römischen Provinz
Afrika gemacht (146).
6. Innere Zustände Ronis.
71. Das Heereswesen. Daß die Römer im Kampfe mit Karthago den
Sieg errungen hatten, das verdankten sie namentlich der zweckmäßigen Ein—
richtung und der Tüchtigkeit ihres Heeres. Jeder Römer war vom 17. bis
zum 47. Jahre zum Kriegsdienste verpflichtet, nur Krankheit oder ein Leibes—
gebrechen befreiten davon. Ursprünglich erhielten die Krieger keinen Sold,
ja sie mußten sogar ihre ganze Ausrüstung aus eigenen Mitteln beistellen
und auch für ihren Lebensbedarf selbst sorgen. Daher waren auch die ärmsten
Bürger vom Kriegsdienste befreit. Aus diesem Grunde bildete den Kern des
Heeres das Fußvolk; denn als Reiter konnten nur die reichsten Bürger
dienen. Diese trugen als äußere Auszeichnung einen goldenen Ring am
Finger und einen schmalen Purpurstreifen am Gewande. Aus ihnen ging in
der Folge der römische Ritterstand hervor. Später wurde der Soldeinge—
führt, da die Kriege länger als einen Sommer dauerten und die Truppen auch
während des Winters im Felde standen. — Nun ließen sich auch die Unbemittel—
ten in das Heer einreihen und selbst zum Reiterdienst wurden sie heran—
gezogen, während die reichen Ritter nur als Begleiter des Feldherrn am
Feldzuge teilnahmen.
Einteilung und Bewaffnung. Wie sich unser Heer in Regi⸗
menter, Bataillone und Kompagnien gliedert, so war das römische Heer in
Legionen eingeteilt, welche wieder in Kohörten, Manipel und Zenkürien zer⸗
fielen. Als Feldzeichen hatte jede Legion einen silbernen Adler auf einer Stange.
Unter dem Adler befand sich auch noch ein Tuch oder eine Tafel mit den
Buchstaben SP QB (Anfangsbuchstaben lateinischer Worte, welche bedeu—
ten: „Der Senat und das Volk Roms“). Die Bewaffnung war verschieden.
Die Schwerbewaffneten hatten außer Schild, Schwert und Lanze noch Brust⸗
banzer, Beinschienen und Helm. Die Leichtbewaffneten schützten fich mit Schild
Rusch-Herdegen-Tiechl, Lehrbuch der Geschichte. 3