Full text: Lehrbuch der Geschichte des Alterthums für die unteren Classen der Mittelschulen

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Geschichte der Babylonier und Assyrier. 
1. Das assyrische Reich. 
Der Sage nach waren König Ninus und seine Gemahlin Semiramis 
die Begründer des assyrischen Reiches. Ninus eroberte das durch Handel und 
Gewerbe blühende Babylon, unterwarf alle Völker im O. bis zum Indus, im 
W. bis zum Mittelmeere und Nil und erbaute Ninive. 
Nach seinem Tode übernahm Semiramis die Regierung. Sie war die 
Tochter einer Göttin, wurde als Kind ausgesetzt, von Tauben ernährt und von 
Hirten erzogen. Semiramis erbaute ihrem Gemahl ein kolossales Grabmal in 
Ninive, prachtvolle Lustschlösser, legte Wasserleitungen, durch Berge und Felsen 
gehauene Wege an, eroberte Libyen und Äthiopien und zog mit einem ungeheueren 
Heere zur Groberung Indiens aus, wurde aber geschlagen (List mit den Kameelen). 
Bald darauf übertrug sie ihrem Sohne (Rinyas) die Regierung und flog als 
Taube gegen Himmel. 
Die Assyrier traten im 9. Jahrhunderte v. Ch. als gewaltige 
Eroberer auf und dehnten ihre Herrschaft über Babylonien, 
Armenien, Medien, Syrien, Phönicien und Israel aus. 
König Sancherib wollte auch Juda unterwerfen und bedrängte 
bereits Jerusalem, wurde aber durch das Anrücken der Ägypter 
zum Rückzuge gezwungen (Seuche vor Jerusalem, Mäuse bei Pelu— 
sium). Auf Sancherib folgten wohl noch einige thätkräftige Herrscher, 
dann aber sank das assyrische Reich schnell von seiner Höhe herab. 
Die Meder und Babylonier fielen ab, zerstörten im J. 606 
v. Chr. Ninive und theilten sich in das Reich; Babylonien 
erhielt das Land am westlichen Ufer des Tigris, Medien das Land 
am östlichen Ufer. (Sage von dem letzten Könige Sardanapal.) 
2. Das Reich der Babylonier. 
Das babylonische Reich erlangte seine Blüte unter Nebukad— 
nezar. Er besiegte den ägyptischen König Neko bei Karchemisch 
(604 v. Ch.), eroberte Syrien und Juda, zerstörte Jerusalem 
und führte die Einwohner in die Gefangenschaft nach Babylonien 
(586 v. Ch.). Hierauf folgte die Unterwerfung Phöniciens bis 
auf Inseltyrus, welches erst nach 13-jähriger Belagerung fiel. — 
Nicht minder glänzend war seine Thätigkeit im Innern. Er er— 
richtete Canäle (Königscanal zwischen Euphrat und Tigris), 
schmückte Babylon mit prachtvollen Bauten, schuf auf der östlichen 
Seite des Euphrat eine neue Stadt und legte hier die weltberühmten 
„hängenden Gärten“ an.
	        
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