Volltext: Österreichisches Geschichtsbuch für Bürgerschulen

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liche Mönche beschäftigen sich mit dem Abschreiben der Bücher 
und vervielfältigen dadurch die Schriftwerke der Völker des Alter— 
tums. Sie sitzen in ihren Klosterzellen und malen unermüdlich ihre 
eckigen, unserer Druckschrift ähnlichen Zeichen auf Pergament, wobei 
sie die Anfangsbuchstaben der Hauptwörter und neuer Sätze größer 
machen und gewöhnlich den Namen Gottes oder die darauf sich 
beziehenden Fürwörter mit lauter großen Buchstaben schreiben. Auch 
sind sie bestrebt, immer neue Schnörkel bei den großen Buchstaben 
und allerlei Randverzierungen bei ihren Arbeiten anzubringen. 
Aber auch in der Seelsorge sind viele unermüdlich tätig. Sie 
befuchen die Kranken, spenden Trost und verrichten andere kirchliche 
Dienste; denn die Klosterbrüder ersetzten damals die Weltgeistlichen. 
Inzwischen ist es Mittag geworden. Die Glocke ruft die Brüder 
Die Mahlzeit in den Speisesaal, wo die einfachen Speisen, bestehend aus Hirsebrei, 
Gemüse, Obst, Brot und Wein bereitstehen. Nur kranke und alte 
Brüder bekommen Fleisch. Nachmittags wird die Arbeit fortgesetzt. 
Nach dem Abendessen erfolgen Lesungen religiöser Schriften und 
hierauf begeben sich alle zur Ruhe, um am nächsten Tage neugestärkt 
an die gleiche Arbeit zu gehen. 
4. Neuere Orden. Lange beschränkten sich die Begründer neuer Klöster 
auf die Annahme der Benediktinerregel. Seit dem 10. Jahrhunderte 
traten aber neue Ordensgründer auf, die noch strengere Bestimmungen 
aufstellten. So entstanden in Frankreich die Kluniazenser, die sich einer 
Zeichensprache bedienten, da ihnen die Klosterregel das Stillschweigen 
zur Pflicht machte, die Kartäuser, deren Wechselgruß das bekannte 
„Memento mori“ (Gedenke des Todes) war und die Zisterzienser. 
Ganz verschieden von diesen Orden waren die Bettelorden, 
die im Anfange des 18. Jahrhunderts entstanden. Die Mitglieder 
derselben erwarben kein Eigentum und lebten nur von milden Gaben. 
Der eigentliche Begründer der Bettelorden war der heilige Franz 
von Assisi (f 1226), dem der Franziskanerorden seine Entstehung 
verdankt. Sein Zeitgenosse und ebenfalls Begründer eines Bettelordens 
war der heilige Dominikus (4 1221), der den Prediger- oder Domi— 
naikanerorden zur Bekehrung der Irrgläubigen ins Leben rief. 
Durch die Bettelorden erlangte die Kirche eine große Macht 
unter dem Volke. Ihre Mitglieder lebten mit dem armen Volke, sie 
predigten ihm in seiner Sprache, sie hatten ein Herz für die Leiden 
der Armen und brachten Trost. Dadurch kettete die Kirche die Gläubigen 
jester an sich und erhöhte ihre Herrschaft. 
In ähnlicher Weise entwickelten sich auch die Nonnenorden, 
5 — die gleichfalls in Ägypten entstanden. In ihnen fanden namentlich 
die weiblichen Handarbeiten eine besondere Pflege. 
Die zahlreichen Klöster waren in der barbarischen Zeit des 
Allerlei 
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