122
liche Mönche beschäftigen sich mit dem Abschreiben der Bücher
und vervielfältigen dadurch die Schriftwerke der Völker des Alter—
tums. Sie sitzen in ihren Klosterzellen und malen unermüdlich ihre
eckigen, unserer Druckschrift ähnlichen Zeichen auf Pergament, wobei
sie die Anfangsbuchstaben der Hauptwörter und neuer Sätze größer
machen und gewöhnlich den Namen Gottes oder die darauf sich
beziehenden Fürwörter mit lauter großen Buchstaben schreiben. Auch
sind sie bestrebt, immer neue Schnörkel bei den großen Buchstaben
und allerlei Randverzierungen bei ihren Arbeiten anzubringen.
Aber auch in der Seelsorge sind viele unermüdlich tätig. Sie
befuchen die Kranken, spenden Trost und verrichten andere kirchliche
Dienste; denn die Klosterbrüder ersetzten damals die Weltgeistlichen.
Inzwischen ist es Mittag geworden. Die Glocke ruft die Brüder
Die Mahlzeit in den Speisesaal, wo die einfachen Speisen, bestehend aus Hirsebrei,
Gemüse, Obst, Brot und Wein bereitstehen. Nur kranke und alte
Brüder bekommen Fleisch. Nachmittags wird die Arbeit fortgesetzt.
Nach dem Abendessen erfolgen Lesungen religiöser Schriften und
hierauf begeben sich alle zur Ruhe, um am nächsten Tage neugestärkt
an die gleiche Arbeit zu gehen.
4. Neuere Orden. Lange beschränkten sich die Begründer neuer Klöster
auf die Annahme der Benediktinerregel. Seit dem 10. Jahrhunderte
traten aber neue Ordensgründer auf, die noch strengere Bestimmungen
aufstellten. So entstanden in Frankreich die Kluniazenser, die sich einer
Zeichensprache bedienten, da ihnen die Klosterregel das Stillschweigen
zur Pflicht machte, die Kartäuser, deren Wechselgruß das bekannte
„Memento mori“ (Gedenke des Todes) war und die Zisterzienser.
Ganz verschieden von diesen Orden waren die Bettelorden,
die im Anfange des 18. Jahrhunderts entstanden. Die Mitglieder
derselben erwarben kein Eigentum und lebten nur von milden Gaben.
Der eigentliche Begründer der Bettelorden war der heilige Franz
von Assisi (f 1226), dem der Franziskanerorden seine Entstehung
verdankt. Sein Zeitgenosse und ebenfalls Begründer eines Bettelordens
war der heilige Dominikus (4 1221), der den Prediger- oder Domi—
naikanerorden zur Bekehrung der Irrgläubigen ins Leben rief.
Durch die Bettelorden erlangte die Kirche eine große Macht
unter dem Volke. Ihre Mitglieder lebten mit dem armen Volke, sie
predigten ihm in seiner Sprache, sie hatten ein Herz für die Leiden
der Armen und brachten Trost. Dadurch kettete die Kirche die Gläubigen
jester an sich und erhöhte ihre Herrschaft.
In ähnlicher Weise entwickelten sich auch die Nonnenorden,
5 — die gleichfalls in Ägypten entstanden. In ihnen fanden namentlich
die weiblichen Handarbeiten eine besondere Pflege.
Die zahlreichen Klöster waren in der barbarischen Zeit des
Allerlei
Drden.