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Die Römer.
Livius und Dionystus von Halikarnaß, die in der Zeit des Augustus
lebten, angewiesen. Livius ist unsere Hauptquelle für die Kenntnis
der Königszeit, der älteren Zeit der Republik und des zweiten Puni-
schen Krieges. Von Dionysius ist uns ein zusammenhängender
Bericht bis zum Jahre 443 erhalten; er ist zwar ein sehr sorgfältiger
Schriftsteller, doch fehlen ihm die richtigen Vorstellungen über die
ältere römische Geschichte.
Infolge dieses Standes des Quellenmaterials ist die ältere
römische (teschichte bis weit ins 4. Jahrhundert herab höchst un-
sicher und verworren, zumal da, im Gegensatze zur griechischen,
alte Volkssagen fehlen und die einheimische Religion uns sehr
ungenau bekannt ist.
2, Neuere Darstellungen. Grundlegend wurde das Werk Nie-
buhrs, dessen dreibändige römische Geschichte bis zur Einigung
Italiens reicht. Der größte Kenner der römischen Geschichte war
Theodor Mommsen (+ 1903); die ersten drei Bände seines Werkes
schließen mit der Schlacht von Thapsus (46 v. Chr.), der fünfte
behandelt die Zustände des römischen Reiches in den ersten drei
Jahrhunderten der Kaiserzeit, der vierte Band ist nicht erschienen.!
[. Das römische Reliyrionswesen.?
1. Die Gottheiten. Die älteste Grundlage der römischen Reli-
gion war eine einfache Naturreligion (S. 48) ; da die Römer Bauern
waren, trat früh besonders die Verehrung der Ackerbau-Gottheiten
hervor. Die phantasiearmen Römer haben weder eine reiche Mytho-
logie noch scharf abgegrenzte Göttercharaktere ausgebildet; daher
sind ihre Gottheiten schwer auseinanderzuhalten und wurden
später auf beiden Gebieten die griechischen Vorstellungen herüber-
genommen, Ursprünglich besaß man nur Symbole der Götter, z. B.
das Feuer der Vesta, den Speer des Mars, den Kieselstein (Abbild
des Donnerkeiles) des Juppiter (S. 87).
+ Die römische Geschichte ist hauptsächlich nach 7%. Mommsen (Römische
Geschichte, 8. Aufl., Berlin 1888 {ff.), K. W. Nitzsch (Geschichte der römischen
Republik, Leipzig 1884/85) und B. Niese (in Müllers Handbuch) dargestellt.
2 Nach L. Preller, Röm. Mythologie, 2 Bände, 3. Aufl., Berlin 1881 £.;
J. Marquardt, Röm. Staatsverwaltung, 3 Bände, 3. Aufl., Leipzig 1887, einzelner
Artikeln in W. H. Roschers Lexikon der griechischen und römischen Mythologie
und G. Wissowa (in Müllers Handbuch).