Die Ägypter.
bereits eine vielhundertjährige Entwicklung den uns bekannten
Anfängen des Reiches vorangegangen ist. Am meisten wurde die
Baukunst gepflegt; die beiden übrigen Künste standen wesentlich
in 1hrem Dienste.
a@) Die Baukunst. Das schräge Aufsteigen der Bergzüge, die
las Niltal begrenzen, nachahmend, gaben die Ägypter vielen Bau-
werken schiefe Mauern und schufen, dank ihrem vorzüglichen Bau-
materiale, kolossale, noch in ihren Ruinen bewundernswerte Ge-
bäude. Die ausgedehnteste Ruinenstätte finden wir an der Stelle
Thebens ; mehrere arabische Dörfer sind in die alten Tempel hinein-
gebaut. Der Höhepunkt der ägyptischen Baukunst fällt in die Zeit
Ramses’ IL., von dem sich verhältnismäßig am meisten Denkmäler
erhalten haben.
x) Die Tempel. Diese sind der Größe und Anlage nach sehr
verschieden. Sie bestehen oft aus mehreren Hofräumen mit und
ohne Säulenumgang; regelmäßig findet sich bei den größeren ein
mit vielen Säulen geschmückter, flachgedeckter Raum (Hypostyl).
Hiezu kommt als dritter Hauptteil das eigentliche Heiligtum.
Der Art der Herstellung nach sind sie teils frei aus Stein
erbaut, teils in den Felsen gehauen. Zu den ersteren gehören die
Tempel von Edfu und Karnak. Der große Saal des letzteren ist
90m lang und wird Vom“ 134 riesigen Säulen getragen, die am
oberen Ende des Kapitäls 6 m Durchmesser haben; es sind die
gewaltigsten Säulen, die je im Innern eines Gebäudes verwendet
wurden. Das Meisterstück der ägyptischen Felsenbaukunst ist der
Tempel von Zpsambul. Die schönste Ruinenstätte finden wir auf der
Insel Philae, N
8) Die Paläste. Sie unterscheiden sich in der Gesamtanlage
wenig von den Tempeln. Der bekannteste war der große Palast am
Moeris-See, den die Griechen Labyrinth nannten, wahrscheinlich der
Mittelpunkt der Verwaltung und Götterverehrung des Reiches.
7) Die Pyramiden. Ihre Zahl beträgt ungefähr 70; sie gehören
dem alten und mittleren Reiche an. Die größte (bei Gize), das
gewaltigste Baudenkmal der Erde, hat noch heute an der Grund-
fläche eine Länge von 228 m und ist 145 m hoch.?
‘ Das höchste Baudenkmal in Europa ist der Turm’ des Ulmer Domes, 161
hoch. (Der Stephansturm in Wien ist 137-7 m hoch.) Die Peterskirche samt der
Kuppel fände in der größten Pyramide Platz.