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Die Phönizier.
Tyrus die größte Bedeutung hatte. Demnach besaß auch in der Zeit
von 1400 bis 1100 Sidon, von da an Tyrus den Vorrang unter den
phönizischen Städten. ;
Seitdem Syrien das Eroberungsziel fremder Könige geworden
war, verloren die Phönizier ihre nationale Unabhängigkeit zuerst an
die Ägypter, dann nacheinander an die Assyrier, Babvlonier, Perser
and Alexander den Großen.
Die phönizische Kolonisation. Die Phönizier, die Engländer
Jes Altertums, sind das erste Volk, das Kolonien aussendete. Diese
waren in der Regel nur Faktoreien, wie sie z. B. heutzutage große
europäische Handelshäuser an der Westküste Afrikas besitzen; in
besonders erträgnisreichen Gegenden (Nordafrika, Südspanien)
zründeten sie auch eigentliche Pflanzstädte, d. h. dauernde Nieder-
lassungen, und besetzten das umliegende Land.
Schon im 15. Jahrhunderte stand ihre Schiffahrt in hoher
Blüte. Vom kupferreichen Cypern aus besuchten sie Rhodus und
Aehnten dann allmählich ihre Fahrten über alle Inseln und Küsten-
gegenden des Archipels aus. Von hier aus befuhren sie einerseits das
Schwarze Meer, anderseits das westliche Becken des Mittelmeeres
und gründeten auf Siztlien und Sardinien, in Nordafrika und Süd-
spanien Niederlassungen; alle Niederlassungen im Westen wurden
auf die Tyrier zurückgeführt. Namentlich wichtig wurde das im
9. Jahrhunderte gegründete Karthago, das selbst wieder eine Reihe
von Kolonien ins Leben rief. Allmählich, etwa seit dem 18. Jahr-
hunderte, wurden die Phönizier von den Griechen aus dem östlichen,
später von diesen und den Römern auch aus dem westlichen Becken
des Mittelmeeres verdrängt. Aus diesem Grunde erscheinen sie bei
Homer nicht mehr als herrschend, sondern als vereinzelte, überaus
zschlaue Kaufleute. Ihre Fahrten, bei denen sie sich am Tage nach
der Sonne, in der Nacht nach dem Polarstern orientierten, dehnten
sie bis nach Britanmen aus, woher sie das Zinn holten, das für die
Bereitung der Bronze wichtig war. Neben dem Seehandel betrieben
sie auch Seeraub. Im allgemeinen tauschten sie gegen die Erzeug-
nisse ihrer hochentwickelten Kultur die Naturprodukte der von
ihnen besuchten Länder ein.
C. Die Kultur der Phönizler.
1. Die Religion. Wie die verschiedenen semitischen Völker
Syriens, verehrten auch die Phönizier eine große Zahl von Geistern,
als deren Wirkungen man sich die in der Natur tätigen Kräfte