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Mittlere Geschichte.
von dem Stamme der Kitanen gilt, und noöthigten die
Kalser Tribut zu geben ).
Der Chan Jesukaj, der am Ober-Amurflusse
seinen Sitz hatte, kommt (1162) von der Besiegung ei⸗
nes andern Chans, des Temudschin, gerade da zurück,
als seine Gemahlin mit einem Sohne niederkommt, wel⸗
chem der Vater den Namen des besiegten Chans beilegt.
— Bei des Vaters Tode war er nur erst dreizehn Jahr
alt, und konnte nicht hindern, daß nicht viele Horden
ihn verließen. Er behielt nur 40,000 Familien, und
sahe sich genöͤthigt den mächtigen Chan Togrul in der
Bucharei zum Schutzherrn anzunehmen, und die Dienste
desselben zu suchen, in welchen er bald ein Oberanführer
wurde. Bei einer Uneinigkeit mit Togrul erobert Temud⸗
schien plötzlich die Residenz desselben, Karakorum, und
das ganze Gebiet dazu, läßt die Häupter der Stämme
sich versammeln, und von einem Priester und Weisen
( Chedschah) im Namen Gottes zum Oberchan und Welt—⸗
heren oder zum Dschingischan ernennen. (Etwa 1206).
Er kann nicht lesen noch schreiben: aber er versteht
es, bei seinen rohen Horden zweckmäßig strenge Gesetzte,
und eine ganze neue Kriegszucht einführen. So stand
z. B. der Tod darauf, wenn Jemand im Treffen auf den
Hülfruf dem Mitsoldaten nicht augenblicklichst beistand.
) Die älteste Geschichte des Volks besteht dürftig aus
einigen Fabeln. Im neunten Jahrhundert sind vor⸗
züglich drei Hauptstämme bekannt;: die Mong — gu
oder Mongolen in der heutigen Mongolei; oͤstlicher
die Kitanen: und oberhalb Korea bis ansöstli⸗
che Weltmeer die Njudschen oder Kin; Stäm⸗
me, die damals noch klein waren. Zuerst wurden die
Kitanen mächtig, und unterjochten die beiden andern
Stämme, bis sie von den Njudschen gedemüthigt wur—⸗
den, welche auch die Chlnesen unterjochten. Ein Theil
—DD—
schen behlelten Nordchina und die Mongolei, welche
letztere in Horden abgetheilt war, deren jede unter ih⸗
ren eigenen Chanen stand. Aus einer dieser Horden
kam Temudschin.