XXII. Handel — Hansa.
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Seeweg nach Ostindien.
Ums Jahr 1100 hatte sich der ostindische Handel
einen schon ehedem bekannten Weg aufs neue gebahnt.·
Man brachte die indischen Waaren zu Schiffe in den per⸗
sischen Meerbusen; dann auf dem Euphrat oder Tigris
bis Bagdad; von hier auf Kameelen bis nach Syrien,
bon wo aus sie die Kaufleute Italiens holten. Man
fuchte statt dieses beschwerlichen Weges einen leichtern zur
See, man dachte an die Möglichteit Afrika zu umschif⸗
fen, und dann links hinauf nach Ostindien zu segeln.
Maucherlei Versuche machten die Portugiesen, aber mit
Angst und Zittern indem man dachte, daß die Hitze un⸗
ausstehlich werden, und zuletzt unter der Linie alles ver⸗
brennen und zerschmelzen würde. Doch wurden viele Ent⸗
deckungen gemacht, groͤßtentheils auf Betrieb des Prin—⸗
zen Heinrich. 1462 ward endlich die Küste von Gu i⸗
nea entdeckt, und schon hier, und noch mehr da man
uͤber die Linle 1371 wirklich hinaus kam, verschwand die
Furcht vor der Hitze. 1486 endlich entdeckte der kühne
Bartholomäu's Dianz die Spitze von Afrika, oder
das Vorgebirge der guten Hoffnung, darum von dem Kö⸗
nig der Portugiesen also genannt, weil man nun nicht
mehr an der Möͤglichkeit des gewünschten Weges zwei⸗
felte. — Doch erhielt man erst nachher die Gewißheit, als
Basco de Gama diese Spitze umfuhr, an der öͤstli⸗
chen, damals nur den Arabern bekannten Küne hinaufse—
gelte, und 1498 im Hafen von Kallkut wirklich angekom⸗
men war *). Er fand das reiche blühende Indien, wel⸗
ches, nach der Entdeckung von Amerika, Ostindien ge⸗
nannt wurde.
Durch ihre Seemacht verschafften nun die Portu⸗
giesen ihrer Schifffahrt und ihrein Handel in Indien ein
bedeutendes Ansehen,, erbauten sich auf der Küste Mala⸗
bar mehre feste Plähze, und knüpften dann auch Han—
delsverhältnisse mit Zeylon an. Die Macht Portugals
*) Beide tapfere Seeleute hatten mit unsäglichen Müh—
seligkeiten und Gefahren, aber am meisten mit der
Meuterei ihrer Leute zu kämpfen.