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Neue Geschichte.
Franz Pizarro, ein Mensch von unehelicher Geburt,
der eben so roh und wild, als kühn, und zum Helden ge⸗
boren war, in seinen Knabenjahren Schweinehirt, und
nachmals Soldat: Diego de Almagro, ihm sehr ähn—
lich, selbst darin, daß er auch seine Eltern nicht einmal
anzugeben weiß; und de Lu que, ein nichtswürdiger
Priester, vereinen sich sür die Eroberimg des Goldlandes,
welches zuerst Balboa gefunden hatte. — Die letztern geben
das Geld zum Zuge; der erste führt ihn an. Einhundert
und dreizehn Abenteurer brauchen von Panama aus ein
ganzes Jahr, ehe sie (1526) auf Perus Küsten landen.
An Eroderung war nicht zu denken, da man ein sehr be⸗
voͤlkertes Land fand. Man tauscht nun goldene und sil⸗
berne Gefäße gegen europäische Kleinigkeiten ein. Pizarro
reist nach Spanien, macht von dem eutdeckten Lande rei—
zende Schilderungen, und wird zum Statthalter desselben
ernannt. 1529 bricht er wieder mit 180 Man ein, mor⸗
det, raubt, plündert, und da man überall Gold findet, so
werden alle goldgierigen Spanier dadurch zu Pizaros
Fahnen hingezogen, und dieser konnte um fo eher tief ins
Land eindringen, da das Land in großer Gährung war,
und zwei Soͤhne des letzten Inkas oder Königs, Huas—
kar und Atahualpa, gegen einander Krieg führten.
Beide suchten bei den mächtigen Fremdlingen Hilfe; aber
nur dem letztern ließ man sie hoffen; doch müsse sich dieser
zu einer Zusammenkunft mit Pizarro einfinden — Atahu⸗
alpa erschien mit seinem prächtigen Hofstaat. Der Feld⸗
pater hält ihm eine Rede von allen christlichen Glaudens—
artikeln und von der Macht des Papstes, dem sich Atahu⸗
alpa unterwerfen solle, wofern er nicht schreckliche Strafe
leiden wolle. Dieser beantwortet, was er versteht, sehr
ordentlich; aber dem Pater ist das nicht genug: Hier
stehts la schreit er heftig, und schlägt auf sein Brevier —
Der Inka nimmt das Buch, haͤlt es ans Ohr, und: „es
sagt ja nichts/; spricht er, indem er es auf die Erde wirft.
— Da wird der Pater wüthend, und durch ihn alle Spa⸗
pos; — Knoten in mancherlei färbige Schnüre ge⸗
knüpft. — Die Menschen waren sanft, und opferten
nur Früchte und Thierfleisch.