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Neue Geschichte.
Schwerlich würde für Luther alles so gut abgelau⸗
fen seyn, — aber sein Goͤnner war Friedri ch der
Weise, dieser allgemein verehrte Kurfürst von Sachsen,
dem man die Kaiserkrone anbot. Er verwaltete nach Ma⸗
rimilians Tode das Reich (Reichsverweser, ovder Vi⸗
carius), bis Karl der fünfte zum neuen Kaiser er⸗
wählt war, und 1521 die sämmtlichen Stände nach
Worms berief. — Luther wurde seiner Ketzereien wegen
auch hieher beschieden, und ging, wiewohl man ihn warnte,
dennoch hin,, und wo er durchkam, empfing ihn der
freudige Jubel des Volkes. „Ich werde kommen, sagte
er, ob auch so vieie Teufel dort wären, als Ziegel auf
dem Dache.“
kuther kam; unter Zusage frelen Geleites ,und
beim zweiten Verhoͤr sagte er männlich, er werde und
koͤnne nichts widerrufen, außer man widerlege ihn aus
der Schrift. — „Hier stehe ich: Gott helfe mir! Amen!,
— So schloß er.
kuther wurde in die Acht erklärt, nachdem er schon
vier Wochen von Worms abgereist und in Sicherheit
war. — Durch die Veranstaltungen Friedrichs wurde
ex auf der Rückreise von verkappten Restern aus seinem
Wagen gerissen, und auf mancherlei Waldwegen auf
das Schloß Wartlburg gebracht, wo er unter dem Na—
men des „Junker Georg“ alle Freiheit und treffliche Be⸗
dienung hatte, aber niemand bekannt war. — Er wurd⸗
auf diese Weise den Nachstellungen seiner Feinde entzo⸗
gen, bewies aber durch seine Schriften sein Leben, und
fing hier seine herrliche Bibelübersetzung an , die nach⸗
mals seit 1522 theilweise erschien.
Plötzlich erschien er wieder in Wittenberg, wo sein
Freund Karlstadt, in Luthers Namen, die Heiligen⸗
bilder aus den Kirchen warf, Altäre und Becchtstuͤhle
zerstörte, und gewaltsame Neuerungen machte. Durch
Luthers gewaltiges Predigen wurde alles wieder zur
vorigen Ordnung gebracht. — Niemand dachte übrigens
daran, die gegen Luther ausgespochene Acht zu voll⸗
iehen. —
sie Im Jahr 1528 heirathete er Katharine von
Bore, eine gewesene Nonne, woxüber seine Gegner ein
gewaltiges Geschrei erhoben. — Als er im Jahre 1527