Full text: Anschaulicher Geschichtsunterricht

„Scheuchenpflug“ wurde über Scheuenpflug, Scheunpflug ein „Schönpflug“, 
(Adamek, Seite 94.) Z. B. Goldschwend, Lachnit, Hebenstreit, Zehrnpfennig, 
Frischauf u. s. w. ; 
12. Nach Herkunft und Wohnstätte. Nicht nur adelige Familien, 
sondern auch Leute des Bürger- und Bauernstandes wurden frühzeitig nach 
ihrem Stammorte oder Wohnsitze benannt. (Vgl. die Namen der Schweizer 
Bauern in Schillers Tell, die aus Tschudis Schweizer-Chronik entlehnt sind: 
Hans an .der Mauer, Jörg im Hofe, Burkhard am Bühel, Klaus von der 
Flüe [Felswand)). Krems, Lach, Mies, Zeckendorf, Ableitung mittels des 
Suffixes — er: Altenburger, Gratzer, Freisinger, Retzer, Rieder, Wiener 
u. 8. W. 
13. Stammeszugehörigkeit. Böhm, Deutsch, Schwab, Sax, Frank, 
Preuß, Schlesinger, Schweitzer. 
14. Münznamen. Es sind Namen von Freigelassenen (Kriegsgefangene, 
hörige Bauern); sie bedeuten das bezahlte Lösegeld oder die Ranzion. Dh. 
zumeist von Bauern diese Namen herrühren. Schilling, Taler, Vierthaler, 
Dreier, Pfundt, Gröschl, Kreuzer, Zwanziger, Halbling (= !/-Pfennig), 
Wehrenpfennig (wahre den Pfennig) 
VI. Sprachliches. 
a), Mittelhochdeutsch und Dialekt. (Vgl. Weise, a, a, 0., 5. 72 u. ff.) 
t. Vgl. dazu: „Die Babenberger und ihre Zeit“, VI. Abschnitt, d. 
2. Der Dialekt, der ja bekannt ist als in jeder Beziehung konservativ, 
sträubt sich heute noch gegen artikellosen Gebrauch der Familien- 
namen, ja noch mehr, er fühlt sogar heute im fest gewordenen Geschlechts- 
namen das ursprüngliche Appellativum heraus und dekliniert den Familien- 
namen entsprechend. Während das Schriftdeutsche verlangt „bei Linsbauer“, 
sagt der Dialekt „beim Linsbauer“ oder gar „beim Linsbauern“, So heißt 
es in einer Wiener Urkunde (1278): Herr Leupold der Riemer, Der Dialekt 
sagt: der Riemer Poldl, (Vgl. Adamek, a. a. O., S. 77.) 
3. Die alten Diphthonge (ie, uo, te), die im nhd, vereinfacht sind, 
zeigt noch der Dialekt, Mhd. grüezen = griaßn — grüßen; mhd, lieb = 
lab = lieb; mhd, fliegt =— Aiagt = fliegt; mhd, tuoch = Tüach. (Behaghel, 
a. a. O., 8. 207.) 
4. Daß Futter, Mutter im Mhd, füter, müter hieß, beweist der Dialekt 
(denn: Fuater, Muada), Behaghel, a. a. O., S. 209. 
5. Mhd, Formen. sind auch die folgenden Dialektwörter: Süma (für 
Sommer; mhd, sumer), d’ Sün (Sonne; sune), da Küni (König; Künec). 
(Behaghel, S. 212.) - 
6. Dialektausdrücke, wie „er hat’s kalter gegessen, er hat’s geschenkter 
gekriegt“ gehen auf den Sprachgebrauch des Mhd. zurück, das Attribut 
in der starken Form auch dann zu verwenden, wenn es nachgestellt war. 
(Behaghel, a. a. O., S. 322.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.