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fand vielfache Nachahmung bei dem Adel, wie denn sein Minister Flori—
mund Robertet sich das prachtvolle Schloß von Bury, von dem Fig.8
ein Bild bietet, aufführen ließ. Nicht bloß der Baukunst wandte Franz
seine Aufmerksamkeit zu, auch andere Künste und Wissenschaften förderte
er und unterstützte zahlreiche Gelehrte, Dichter und Alterthumsforscher
in ihren Studien durch Pensionen. Er war freigebig aus Herzenslust
und lud dadurch den Vorwurf auf sich, als ob er verschwenderisch sei;
gleichwohl wußte er bei allem Aufwand einen Ueberschuß aus den Ein—
nahmen zu retten und seinem Nachfolger einen Schatz zu hinterlassen.
Nur einen Vorwurf kann man gegen Franz erheben und zwar den,
daß er durch seine leichtfertige Lebensweise ein schlechtes Beispiel gegeben
habe, das auf die folgenden Könige und den französischen Adel einen
verderblichen Einfluß ausübte.
5. Kaiser Karls V Abdankung und Lebensende.
Müde von der Last der zahlreichen Kronen und in seinem körper—
lichen Befinden durch die Gicht tief herabgestimmt beschloß Karl V auf
seine gesammte Herrschaft zu verzichten und führte diesen Entschluß (1056)
in Brüssel durch. Mit der einen Hand auf die Schulter Wilhelms von
Oranien, mit der andern auf einen Stab fich stützend erwähnte er vor
einer glänzenden zu diesem Behufe zusammenberufenen Versammlung
alle Mühen seiner 40jährigen Regierung und wie er durch Leiden und
Krankheit so herabgebracht sei, daß er dieselbe nicht weiter zu führen
im Stande sei und deshalb seine Rechte auf seinen Sohn übertrage.
Sollte er gegen einen oder den andern unrecht gehandelt haben, so möchten
sie ihm verzeihen und überzeugt sein, daß er nicht aus Absicht, sondern
aus Unwissenheit so gehandelt habe. Anfangs sprach er leise, im Ver—
laufe der Rede stieg seine innere Aufregung und seine Worte klangen
nun kräftiger; als er geendet ergriff alle Anwesenden ein Gefühl der
Wehmut und des Schmerzes, da die Hinfälligkeit und Vergänglichkeit
irdischer Größe klar vor ihre Augen trat.
Und nun gieng es nach Spanien, wo der Kaiser seine Tage in
Abgeschiedenheit in dem Hieronymitenkloster San Yuste in der Provinz
Estremadura zu beschließen gedachte. Dort hatte er sich neben der Kloster—
kirche ein sfchönes Wohnhaus errichten lassen und in dieses zog er nun
ein und brachte ein bewegtes Leben in die stillen Klosterräume. Denn
nicht in Zurückgezogenheit und in Betrachtungen floßen seine letzten
Lebenstage hin, er nahm auch an den politischen Vorgängen Europa's
Antheil und unterhielt durch Couriere und Gesandte eine lebhafte