245
Ungarn zu entkommen. Indessen drängten die Preußen unauf⸗
haltsam nach; fünfzehn Tage nach der Schlacht bei Königgrätz
standen sie in einer Front von neun Meilen Länge dicht vor dem
Marchfelde, nur noch einen Tagemarsch von Wien entfernt. Schon
drohte das Gefecht bei Blumenau (22. Juli) für die österreichische
Armee einen neuen empfindlichen Verlust, als zu Nikolsburg,
wo sich nunmehr das preußische Hauptquartier befand, ein Waffen⸗
stillstand auf Grundlage von Friedenspräliminarien geschlossen
wurde (26. Juli).
Vollständig geschlagen auf dem nördlichen Kriegsschauplatze
hatte Oesterreich im Süden ganz unerwartete, freilich nunmehr
nutzlose Triumpfe gefeiert. An demselben Tage (23. Juni), an
welchem die Preußen die Nord⸗ und Nordostgränze Böhmens über—
schritten, waren die Italiener unter Lamarmora und Cialdini
iber den Mincio und den unteren Po gegangen; aber schon am
folgenden Tage (24. Juni) stießen sie bei Custozza auf die
vom Erzherzoge Alb recht befehligte österreichische Südarmee, und
wurden hier vollständig geschlagen. In Folge dieser Niederlage
mußten die Italiener die Offensive vollständig aufgeben, und sich mit
der Besetzung der adriatischen Qüste von Chioggia bis zum Isonzo
begnügen. Auch Garibaldi entsprach den von ihm gehegten
Erwartungen nicht. Die österreichischen Jüger, von den tapferen
Tirolern bestens unterstützt, und von General v. Kuhn geführt,
rieben Garibaldi's Freischaaren, welchen auch italienische Bersa—
glieri beigegeben waren, überall zurück, und hüteten mit glücklichstem
Erfolge Tirols Grenzen.
Aber auch zur See sollten die Italiener erfahren, daß es
nicht genüge, Preußens Bundesgenosse zu sein, um den alten Geg⸗
ner, vor dem noch immer die italienischen Waffen sich gesenkt
hatten, mit Glück zu bekriegen. Stets begierig nach österreichischen
danden, und die „natürlichen Gränzen“ Italiens ganz willkürlich
auch über die Ostküste des adriatischen Meeres ausdehnend, wollte
Italien daselbst einen festen Stützpunkt gewinnen, um von ihm
aus seine Operationen gegen das osterreichische Dalmatien und