Full text: Lehrbuch der Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie für Mittelschulen

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Ungarn zu entkommen. Indessen drängten die Preußen unauf⸗ 
haltsam nach; fünfzehn Tage nach der Schlacht bei Königgrätz 
standen sie in einer Front von neun Meilen Länge dicht vor dem 
Marchfelde, nur noch einen Tagemarsch von Wien entfernt. Schon 
drohte das Gefecht bei Blumenau (22. Juli) für die österreichische 
Armee einen neuen empfindlichen Verlust, als zu Nikolsburg, 
wo sich nunmehr das preußische Hauptquartier befand, ein Waffen⸗ 
stillstand auf Grundlage von Friedenspräliminarien geschlossen 
wurde (26. Juli). 
Vollständig geschlagen auf dem nördlichen Kriegsschauplatze 
hatte Oesterreich im Süden ganz unerwartete, freilich nunmehr 
nutzlose Triumpfe gefeiert. An demselben Tage (23. Juni), an 
welchem die Preußen die Nord⸗ und Nordostgränze Böhmens über— 
schritten, waren die Italiener unter Lamarmora und Cialdini 
iber den Mincio und den unteren Po gegangen; aber schon am 
folgenden Tage (24. Juni) stießen sie bei Custozza auf die 
vom Erzherzoge Alb recht befehligte österreichische Südarmee, und 
wurden hier vollständig geschlagen. In Folge dieser Niederlage 
mußten die Italiener die Offensive vollständig aufgeben, und sich mit 
der Besetzung der adriatischen Qüste von Chioggia bis zum Isonzo 
begnügen. Auch Garibaldi entsprach den von ihm gehegten 
Erwartungen nicht. Die österreichischen Jüger, von den tapferen 
Tirolern bestens unterstützt, und von General v. Kuhn geführt, 
rieben Garibaldi's Freischaaren, welchen auch italienische Bersa— 
glieri beigegeben waren, überall zurück, und hüteten mit glücklichstem 
Erfolge Tirols Grenzen. 
Aber auch zur See sollten die Italiener erfahren, daß es 
nicht genüge, Preußens Bundesgenosse zu sein, um den alten Geg⸗ 
ner, vor dem noch immer die italienischen Waffen sich gesenkt 
hatten, mit Glück zu bekriegen. Stets begierig nach österreichischen 
danden, und die „natürlichen Gränzen“ Italiens ganz willkürlich 
auch über die Ostküste des adriatischen Meeres ausdehnend, wollte 
Italien daselbst einen festen Stützpunkt gewinnen, um von ihm 
aus seine Operationen gegen das osterreichische Dalmatien und
	        
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