Maria Theresia.
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Erzherzogs annahm. Hierauf wandte sich dieser schnell nach Böhmen,
wo bereits ein sächsisches Heer eingerückt war, eroberte Prag mit Sturm
und ließ sich hier am 19. Dezember als König von Böhmen huldigen.
Im Anfang des folgenden Jahres wurde er auch, unter Frankreichs
Beistande, zum deutschen Kaiser gewählt und drei Wochen später, am
11. Februar 1742, als Karl VII. zu Frankfurt a. M. gekrönt.
Wolfgang v. Goethe hat in seiner Lebensgeschichte „Wahr-
heit und Dichtung" eine Beschreibung dieser Kaiserkrönung gegeben.
Maria Theresia.
Der jungen Kaiserin fehlte es nicht an Sympathien, und sie
war derselben auch wert. Mit hervorragender politischer Begabung
— der Vater hatte dafür gesorgt, daß sie frühzeitig in Staatsgeschäfte
eingeführt wurde — vereinigte sie eine hohe allgemeine Bildung.
Sie sprach die lebenden und toten Sprachen, liebte die schönen Künste
und sorgte dafür, daß in ihrem Hause stets gute Musik getrieben wurde.
Uber ihren Regentenpflichten versäumte sie nicht die Tugenden einer
echten deutschen Hausfrau. Der schlichte, tief religiöse Sinn der Kaiserin
duldete am Hofe weder leichtfertige Sitten noch frivole Gespräche.
Trefflich verstand sie es, mit dem Volke umzugehen. Und wenn sie
im ungarischen Reichsrat und mit den ungarischen Magnaten ein
tadelloses Latein sprach, so bediente sie sich im Verkehr mit ihren
Österreichern am liebsten des gemütlichen Wiener Dialekts.
Gleich nach ihrer Thronbesteigung von allen Seiten hart bedrängt,
verlor sie doch nicht den Mut.
Ihren Säugling, den nachmaligen Kaiser Franz II., auf dem
Arme, erschien sie zu Preß bürg mitten in der ungarischen Männer-
Versammlung; ihr flehendes Auge glänzte in Tränen. „Eurem Helden-
arme" — sprach sie — „und eurer Treue vertrauen wir uns und unser
Kind; ihr seid der letzte Anker unserer Hoffnung!" Und begeistert
rissen sämtliche Große ihre Schwerter aus der Scheide, schwangen sie
über dem Kopfe und riefen: „Leben und Blut! Wir sterben für
Maria Theresia!" Ganz Ungarn griff freudig zu den Waffen. In
kurzer Zeit war Österreich befreit, Bayern erobert und an demselben
Tage, an welchem der Kurfürst zu Frankfurt als Kaiser Karl VII. ge-
krönt wurde, zogen die Österreicher unter dem General Bärenklau in
seine Residenz München ein.
' Georg II. ergriff auch wieder die Waffen zugunsten der Kaiserin.
Franzosen und Bayern wurden immer mehr in die Enge getrieben.
Überall lächelte ihr wieder das Glück.