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Verlangen des „Knaben“ ablehnte*?), zog er an der Spitze seiner Legionen nach Rom
und ließ sich — 23 Jahre vor der Zeit — zum Konsul wählen. Unmittelbar nachher
verließ er die Hauptstadt, angeblich, um die über Antonius verhängte Acht zu voll
strecken, in Wirklichkeit, um sich mit ihm zu verbinden.
Abschluß des zweiten Triumvirats. Antonius hatte inzwischen den Prokonsul
von Spanien und Gallia Narbonensis, den Patrizier M, Ämilius Lepidus, zum
Bündnis bestimmt und kehrte mit einer starken Truppenmacht nach Italien zurück.
Auf einer Flußinsel unweit Bologna kamen Octavian, Antonius und Lepidus zusammen
und schlossen das „zweite Triumvirat‘* (43).
Wenn Mark Anton und Octavian ihrer bisherigen Feindschaft vergaßen, so bewoß
sie dazu vor allem die Rücksicht auf ihre Legionen, die von einem Kriege zwischen
dem Legaten und dem Sohne Caesars nichts wissen wollten und danach brannten,
gegen die Mörder ihres vergötterten Feldherrn geführt zu werden. Nicht bloß die
Abrechnung mit Brutus und Cassius, die inzwischen im Osten des Reiches ansehnliche
Streitkräfte zusammengezogen hatten und den ganzen Orient beherrschten, stand
den Caesarlanern noch bevor, sondern auch der Kampf mit dem Sohne des Pompeius,
Sextus Pompeius, der sich während der Wirren der letzten Monate eine starke
Seemacht geschaffen hatte.
Die drei Verbündeten rückten in Rom ein und ließen ihren Vereinbarungen von
der Bürgerschaft Gesetzeskraft verleihen. Als tresviri reipublicae. constituendae
consulari potestate wurden sie für fünf Jahre (bis zum 1. Jänner 37) die Beherrscher
des römischen Reiches; ihr Bild erscheint auf den Münzen. Sie erhoben Caesar unter
die Götter (vgl. Quellenbuch Nr. 49 d).
Der Krieg gegen die Verschworenen war kostspielig und die Legionen, auf denen die
Macht der Triumvirn ausschließlich ruhte, verlangten Geld und Gut. Um sich Mittel
zu verschaffen und überdies alle persönlichen und politischen Gegner aus dem Wege zu
räumen, beschlossen die Machthaber eine Wiederholung der entsetzlichen Proskrip-
tionen. 300 Senatoren und 2000 Ritter wurden zum Tode verurteilt, ihre Güter zur
Einziehung bestimmt. Das bedeutsamste Opfer dieser Tage des Schreckens wär
Cicero, der im 64. Jahre seines Lebens von der Hand eines Kriegsknechtes seinen Tod
fand. Wie Demosthenes hat auch er den gänzlichen Zusammenbruch seiner patrlo-
tischen Ideale erleben müssen.
Untergang der Republikaner. Als Antonius und Octavian im Jahre 42 über die
Adria setzten, gab es wohl nur wenig Leute in Italien, die ihnen nicht Verderben
gewünscht hätten. Aber der Entscheidungskampf gegen die Republikaner endete mit
dem Untergang der letzteren, deren Truppen an militärischer Brauchbarkeit denen
der Triumvirn nicht gleichkamen. Bei Philippi erfocht Antonius, der allein das
Kommando führte, zweimal den Sieg; Cassius und Brutus ließen sich von ihren
Getreuen das Schwert in die Brust stoßen (42). Nicht ohne Grund hat schon die Mitwelt
Brutus 'den „Jetzten Römer‘‘ genannt: die Schlachten bei Philippi waren die Toten-
feier der Republik.
Das römische Reich unter der Herrschaft der Triumvirn. Zwischen den Siegern
mußte früher oder später der Kampf um den Alleinbesitz der Gewalt entbrennen;
denn daß das Dreimännerregiment sich auf die Dauer nicht halten werde. war klar-
vgl. Pompeius! (S. 215.)