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eine bessere Zeit. Er regierte sparsam. Aber seine Sparsamkeit kam
der Hauptstadt, in der er unter anderem ein riesiges Amphitheater
(Kolosseum) baute, und den Provinzen zngnt. Unter ihm wurde
der jüdische Krieg zu Ende geführt.
In Palästina war von den Römern im Jahr 40 v. Chr. der
40. Edomiter Herodes (der Große) als König eingesetzt worden und hatte
klug, prachtliebend, mißtrauisch und grausam regiert. Durch den
prächtigen Umbau des Tempels suchte er sich die Gunst des Volkes
zu verschaffen. Nach ihm herrschten seine Söhne und Enkel. Der
größte Teil des Landes kam bald unter römische Statthalter. Von
diesen, namentlich von Gessius Florus wurde das Volk so be-
drückt, daß es endlich in Verzweiflung sich erhob (66 n. Chr.). Ein
erster Versuch, den Ausstand niederzuschlagen, scheiterte; daraus
breitete sich der Aufstand über das ganze Land aus. Nun begann
der neue Statthalter von Syrien Vespasianus (67) mit der Eroberung
Galiläas den Krieg; er unterwarf das Land bis auf die Hauptstadt.
Als Vespasian nach Rom auf den Thron berufen wurde, über¬
ließ er seinem Sohne Titus die Vollendung des Werkes. Dieser begann
im Frühjahr 70 die Belagerung der Hauptstadt, die wegen der Passah-
zeit überfüllt war, aber im Vertrauen auf die Hilfe von oben jede
Aufforderung zur Ergebung abwies und mit verzweifelter Tapfer-
feit widerstand. Die Stadt wurde von allen Seiten eingeschlossen.
Drinnen tobten Kämpfe unter den verschiedenen Parteien. Bald
wüteten entsetzliche Hungersnot und Seuchen in ihrem Gefolge. Von
Norden her eroberten die Römer die durch eine dreifache Mauer
beschirmte Stadt. Endlich wurde der von Menschen erfüllte Tempel
erstürmt und ein furchtbares Blutbad angerichtet. Der Tempel selbst
wurde, nach des jüdischen Geschichtschreibers Josephus nicht ganz
zuverlässiger Angabe ohne Befehl, ja gegen den Willen des Titus, der
befohlen habe, ihn zu erhalten, durch einen Soldaten in Brand
gesteckt (10. August 70). Dann wurde der letzte, südwestliche Hügel
70. der Stadt eingenommen. Im September 70 war Jerusalem er¬
obert. 1000 000 sollen bei der Belagerung umgekommenem, 97000
wurden noch gefangen. Dann fielen vollends die übrigen Plätze,
zuletzt Masada. In der Nacht vor dem letzten Sturm tötete sich
die ganze Besatzung selbst.
b. Titus, der seinem Vater Vespasian in der Regierung folgte
(79—81), regierte fo mild, daß er „die Liebe und Wonne des
Menschengeschlechts" genannt wurde. Er mußte aber den schrecklichen
Ausbruch des Vesuv, durch den Herkulaneum und Pompgjjipr*
schüttet wurden, erleben. Seit 1748 hat man das unter der Äsche
bf^atTene Pompeji wieder entdeckt und ausgegraben und dadurch
einen genauen Einblick in* das Leben jener Zeit gewonnen, c. Des
Titus Bruder Domitian (81—96) war mehr vom Schlag des
Nero. Unter ihm wurde Britannien erobert und der Anfang ge¬
macht, das südwestliche Deutschland als Zehntland mit dem rö-