Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

Unter den Unfreien unterschied man die Dienstleute 
(Ministerialen), welche je nach dem Herrn, in dessen Dienste sie 
standen, verschiedenen Rangstufen angehörten, die Leibeigenen 
(servi), die einzelnen Höfen zugeteilt waren, und die dienst- und 
zinspflichtigen Leute (Hörige). 
b. Kirchliche Verhältnisse, 
Der Kampf der Kirche gegen den Staat erweckte in vielen 
gemütsvollen Seelen die Sehnsucht der Welt zu entsagen und in 
der Einsamkeit den Kampf gegen die eigene Sinnlichkeit zu führen. 
Es entstanden darum zahlreiche Orden. Bruno‘ von Köln gründete 
(1086) zu Chartreuse den strengen Orden der Karthäuser. Bald 
darnach (1098) entstand nach dem Muster der Cluniacenser zu 
Citeaux in Burgund der Orden. der Cistercienser, dessen Leuchte 
der h. Bernhard von Clairvaux \wurde, Im Jahre 1120 bezog‘ der 
h. Victor, nachdem er vergeblich in Xanten und Laon Stilte zu 
gründen versucht hatte, die Finde von Premontre und wurde 
der Begründer des weitverbreiteten Ordens der Premonstratenser. 
In der Zeit des Investiturstreites sah sich die Geistlichkeit 
veranlasst, über die Rechte des Kaisers und der Kirche zu forschen. Es 
begann darum das Studium des römischeh und kanonischen Rechtes, 
ce. Kunst und Wissenschaft. 
a. Bildende Kunst.*) Mit dem steirenden Reichtume begann 
die Pflege der Künste und zunächst der Baukunst. Es wurden 
statt der Holzbauten sowol für profane, als auch für kirchliche Zwecke 
Steinbauten üblich, Namentlich bauten die Bisthöfe und Klöster ihre 
Kirchen mit großem Aufwande auf. In diesem Bauten tritt gegen- 
über der früheren Periode ein neuer, der romanische Baustil 
zu Tage. 
Er knüpfte an die längliche Form der Basilika an, rlängerte aber den 
Chorraum mittelst eines vor der Chornische eingeschobenen uadrates, so dass 
die Kreuzform im Grundrisse deutlich hervortrat. Der\Chorraum wurde 
erhöht und unter demselben eine gewölbte Halle (Krypta) gebaut. Auch 
für die Chornische kam ein Halbkugelgewölbe in Gebrauc ‚, an das sich 
las Tonnengewölbe des Chores anschloss. Die Säulen, welche\die einzelnen 
Schiffeder Basilika trennten, verloren ihre Bedeutung als Träger das auf ihnen 
ruhenden Gebälkes. Sie traten lediglich als Scheidewände des a 
hervor und deshalb änderte sich ihre Gestalt. Ihre Basis wurde v rbreitert, 
*) Dr. Lübke „Vorschule zum Studium der christl. Kunst” 6. Aufl heipzig 
1876. — Lübke-Caspar „Bilderatlas zur Kunstgeschichte”, Seemanns „Nunst- 
historische Bilderbogen”.
	        
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