Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

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der Schaft stärker verjüngt, ein neues Kapitäl in Würfelform mit senkrechten, 
nach unten abgerundeten Seitenflächen geschaffen und mit einer hohen Deck- 
platte versehen. Die Säulen wurden als Mauerpfeiler verwendet, auf welchen 
die Bögen ruhten, welche die Verbindung zwischen den Schiffen überspannten. 
Deshalb kamen neben den Säulen auch Pfeiler vor und zuletzt kamen bloß 
Pfeiler in Anwendung, deren Seitenflächen durch Halbsäulen abgeschlossen 
wurden, welche die gleichartig gegliederten, zu Rundstäben umgestalteten 
Bögen trugen.\ Das Außere der romanischen Kirchen erscheint in Stock- 
werke gegliedert Die Seiteuschiffe bilden das unterste Stockwerk und reichen 
mit ihrem Dache bis an die über den Bogen des Mittelschiffes angebrachten 
Fenster, welche zum, oberen Stockwerke gehören. Die Außenflächen der Stock- 
werke, so wie die Chornische erscheinen durch Lisenen (Mauerstreifen) oder 
Halbsäulen und darauf Nuhende Bögen (Bogenfries) geschmückt. Das Portale 
wurde durch reichgeschiückte Säulen gebildet, auf denen die mehrfach ge- 
gliederten, den Säulen entsprechend gezieıten Bögen ruhten, Ober dem Portale 
wurde häufig ein großes, re&ichgeschmücktes, kreisrundes Fenster (die Rose) 
angebracht. Das mittlere Quadrat des Querschiffes überragte kreisförmig (als 
Kuppel) oder polygonal ein tuNnartiger Bau; meist wurden außerdem an der 
Facade zu beiden Seiten des PoNales Türme gebaut, deren Wände senkrecht 
aufstiegen und sich in Stockwerk&, die durch Gesimse und Bogenfricse ge- 
schieden wurden, gliederten. 
Zu den berühmtesten Bautön dieses Stils gehören die Dome 
zu Mainz, Worms, Bamberg, Speiek, in Österreich der St. Peterdom 
in Salzburg, in Italien der Dom zu isa. 
Die Skulptur arbeitete sowol größere Figuren in Stein und 
Erz, als auch kleinere Objekte in Gold und Elfenbein. Die 
Gestalten zeigen eine große Steifheit in\den Formen des mensch- 
lichen Körpers, doch Reichtum und ZierÄchkeit im ornamentalen 
Schmucke. Demgemäß ist auch die Malerei\weniger in den Wand- 
gemälden, als vielmehr auf Miniaturen in \den Codices und auf 
Email von Bedeutung. Mit der Malerei hängt die Teppichweberei 
zusammen, die hauptsächlich im Dienste der Kirche bunte, golddurch- 
wirkte Gewebe schuf. 
ß. Dichtkunst, In Frankreich, namentlich de Provence 
erblühte eine Dichtkunst, die zunächst in schwungWollen Liedern 
die mannigfaltigsten Gefühle zum Ausdrucke brachte) dann auch 
die "Thaten Karl des Großen und seiner Paladine, «des Königs 
Arthur und seiner Tafelrunde besang. Seit Burgund zum Yeutschen 
Reiche gehörte, fand auch in Deutschland die Dichtkunst \größere 
Pflege. Jener ritterliche und Christliche Geist, der die Kretzzüge 
hervorrief, spricht sich in den ältesten deutschen Gedichten \aus, 
die meist in Österreich und Steiermark entstanden und biblische 
Stoffe behandeln, von denen das Leben Christi der Frav Ava)
	        
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