Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

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Die Veränderungen im Oriente lenkten die Aufmerksamkeit 
Jer Christen auch nach dieser Richtung. Die Christen des Abend- 
landes pflegten zu den heil, Stätten, wo Jesus Christus geboren und 
gestorben war, gelebt und gelitten hatte, zu wallfahren. So lange 
die Araber im Besitze dieser Stätten waren, setzten sie diesen Wall- 
fahrten kein Hindernis entgegen, ja sie begünstigten dieselben, da 
sich hiedurch der Handel und Verkehr hob, Als aber der Fatimide 
al Hakem, Sultan von Ägypten, Jerusalem eroberte, zerstörte er 
Jie Kirche des heil. Grabes und verbot das Wallfahren zu derselben 
(1020). Schwerer noch lastete der Druck der Seldschuken auf den 
christlichen Pilgern. 
Dieses Volk war aus den Steppen Turans nach Bokhara eingedrungen 
and hatte unter Togrulbeg die Macht des Ghasnavidenreiches gebrochen und 
auch die Herschaft in Bagdad an sich gebracht, indem Togrulbeg zur Würde 
des Emir al Omra gelangte (1055). 
Bei der Schwäche der ägyptischen Fatimiden gieng auch 
Palästina (1072) an die Seldschuken verloren. Jerusalem erhielt 
(1086) der Turkmene Ortok, der die Wallfahrer auf die gröblichste 
Weise misshandelte. Um diesen Misshandlungen zu wehren und die 
heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen zu entreißen, wurde 
der erste Kreuzzug unternommen. Schon Gregor VII trug sich mit 
dem Plane, an der Spitze eines Heeres gegen die Moslims zu ziehen. 
Unter seinem Nachfolger Urban II. bereiteten auf dem Koncile zu 
Piacenza (1095) die Gesandten des byzantinischen Kaisers, die um 
Hilfe gegen die Türken baten, die Gemüter des Abendlandes auf 
Jen Kampf gegen die Ungläubigen vor, während Peter von Amiens 
im Auftrage des Papstes durch Frankreich und Italien zog und 
Hoch und Nieder zum heil. Kriege zu begeistern suchte. Auf der 
großen Synode zu Clermont wurde nach einer glänzenden Ansprache 
Jes Papstes von der Versammlung der Krieg beschlossen. Die Krieger 
nahmen das Zeichen des Kreuzes als Symbol ihrer Teilnahme an, 
weshalb sie Kreuzfahrer, ihre Züge Kreuzzüge hießen, Man unter- 
scheidet 7 Hauptkreuzzüge, eigentlich hörten aber die Heeresfahrten 
und Kämpfe gar nicht auf 
Schon 1095 brachen einzelne Pilgerscharen nach dem O. auf 
und zogen unter verschiedenen Führern, von denen Walter von 
Habenicht (Sanzaveir) und Poter von Amiens die bedeutendsten 
waren, durch Ungarn und Bulgarien nach Konstantinopel. Aber ein 
Teil kam schon anf dem Wege um, ein anderer Teil (darunter 
Walter) erlag in Kleinasien (um Nikäa) den Angriffen der Türken,
	        
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