Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

seinem Zuge die Weigerung des Kaisers Valentinian III., ihm seine Schwester 
Honoria zur Frau und die Hälfte des Reiches als Mitgift zu geben. 
Der kaiserliche Feldherr Aötius erkannte die Gefahr, die dem 
Reiche von den Hunnen drohte und brachte ein Bündnis zwischen 
den Römern, Westgothen, Burgundern und einem Teile der Franken 
zu Stande. Als Attila gegen Orleans heranzog, wurde er auf den 
3atalaunischen Feldern (Chälons sur Marne) von dem Heere 
der Verbündeten vollständig geschlagen (451). Zwar fiel der West- 
gofhenkönig Theoderich im Kampfe, aber die Hunnen hätten vernichtet 
werden können, wenn nicht Aötius die Westgothen zur Rückkehr in 
die Heimat bewogen hätte. Die Eifersucht des Römers ließ jedoch 
Attila entkommen, was sich schon im nächsten Jahre rächte. Denn 
Attila zog im Frühjahre 452 mit seinem Heere über die Alpen, 
zerstörte Aquileia (Gründung der Lagunenstadt Venedig?), Mailand, 
Pavia und verwüstete alles Land bis zur Mündung des Mincio. Von 
hier trat er, wahrscheinlich weil Seuchen in seinem Heere ausbrachen 
and die Römer sich zu zähem Widerstande rüsteten, angeblich durch 
die beredten Worte des Papstes Leo I. bewogen, den Rückzug 
in die ungarischen Ebenen an. Bald darnach starb er (453). Mit 
‘hm sank die Macht und Blüte der Hunnen, Nach seinem Tode 
erhoben sich die unterworfenen Stämme der Deutschen und Slaven 
zur Selbständigkeit. Namentlich gründeten die Gepiden ein mächtiges 
Reich in dem Hauptlande der Hunnen (Ost-Ungarn), während sich die 
Ostgothen in Pannonien festsetzten. Kleinere deutsche Stämme, die 
Rugier, Heruler, Tureilinger und Scyren ließen sich am linken 
Donau- Ufer (dem alten Noricum gegenüber) nieder. Von diesen 
xleineren Stämmen gieng der Sturz des weströmischen Reiches aus. 
C. Sturz des weströmischen Reiches. 
In Noricum saßen noch römische Provinzialen, als das Reich 
Attilas zusammenbrach, doch drangen bald germanische Stämme, 
namentlich Heruler und Rugier, über die Donau, wie aus der 
Lebensbeschreibung des h. Severinus, der um 470 in Noricum 
arschien, ersichtlich ist.!) Während die Rugier ein- größeres Reich 
zsründeten, das sich zu beiden Seiten der Donau bis nach Mähren 
‘Rugiland) hin erstreckte, brach Odovaker (Odovacher) mit beute- 
ind kriegslustigen Männern aus den Stämmen der Heruler, Rugier, 
Scyren und Tureilinger nach Italien auf, um im römischen Heere 
Dienste zu nehmen. 
') Seb, Brunner „Das Loben des Noriker-Apustels St, Severin‘, Wien 1879 
Hannak, Gesch. d. Mittelnlitars E Obark]
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.