Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

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nach der Vernichtung des burgundischen Königshauses durch die 
Hunnen mit dem Westgothen Gundobald ein neues Königshaus auf 
len Thron gelangte, wurde auch in Burgund der Arianismus ver- 
breitet. — Vor dem Christentume verschwand das Heidentum und 
erhielt sich nur bei den von den Römern entfernter wohnenden 
Stämmen und in vielen Sitten und Bräuchen der Neubekehrten. 
ß Politische und sociale Verhältnisse. Zur Zeit der 
Völkerwanderung machte sich das Bedürfnis einheitlicher Führung 
ler einzelnen Stämme in hohem Maße geltend. Deshalb erscheinen 
an der Spitze der einzelnen Stämme Könige. — Bei der Ansiedlung 
der Stämme auf fremdem Boden erschien es nötig, die geltenden 
Volksrechte anfzuzeichnen, einerseits um sie vor dem Untergange 
zu retten, andererseits um gegenüber den beherschten. Romanen für 
las herschende Volk ein besonderes Privilegium zu schaffen. Das 
älteste Volksrecht, das aufgezeichnet wurde, ist das Salrecht (lex 
3alica) der Franken (wahrscheinlich um 420 geschrieben). Es 
anthält zumeist strafrechtliche Bestimmungen. — Durch die häufigen 
Kriege mit den Römern lernten die Deutschen römische Waffen, 
sowie die römische Kriegsweise kennen und gestalteten nach diesem 
Vorbilde ihr Kriegswesen um; dass dieses bei ihnen eine hohe 
Stufe der Entwicklung erlangte, zeigen die erfolgreichen Kämpfe 
3cgen die römischen Truppen und die zahlreichen deutschen Feld- 
lerren in den römischen Heeren. 
Aber auch der friedliche Verkehr mit den Römern war von 
rachhaltigem Einflusse auf die materielle und geistige Kultur 
ler Germanen. Von den Römern erlernten die Deutschen eine 
’ationelle Landwirtschaft und Viehzucht; Obst- und Weinbau 
"anden bei ihnen Eingang. Auch Kunst und Gewerbe wurden 
1auptsächlich in Folge des Luxus, zu welchem die Bekanntschaft mit 
len Römern geführt hatte, gepflegt. Namentlich weisen die Funde 
N den Gräbern kunstvolle Arbeiten in Bronze, Silber und Gold, 
Prinkgeschirre von Glas und Thon, Perlen u. dgl. auf, Dass auch 
lie Wissenschaften bei den Germanen nicht unberücksichtigt 
lieben, lässt sich aus der hohen Stellung schließen, zu welcher 
zermanische Edle im römischen Reiche gelangten. Sie schöpften ihre 
Bildung hauptsächlich aus der römischen und griechischen Literatur, 
Aber auch für die Entwicklung der einheimischen Literatur wurde 
lurch die Einführung einer eigenen, der gothischen, Schrift und 
Iurch die Bibelübersetzung Ulfilas die Grundlage geschaffen.
	        
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