Full text: Der geschichtliche Lehrstoff für österreichische Volksschulen

Vorwort zur 5. Auflage. 
Je öfter das Buch erscheint und je länger ich Geschichte 
unterrichte, desto fester wird in mir die Überzeugung, daß wir 
Lehrer in diesem Gegenstande zu viel und zu wenig tun: Zu viel, 
entschieden zu viel an Stoff und Einzelheiten, zu 
wenig in anschaulich geschilderter und deshalb wirklich 
verstandener Geschichte. 
Wir können weder in der Volks- noch in der Bürgerschule 
die ganze Geschichte lückenlos darbieten; es ist aber auch gar 
nicht nötig, denn nicht die Menge des Stoffes bestimmt den Wert 
des Geschichtsunterrichtes, sondern die rechte Auswahl uund Ver— 
arbeitung dessen, was bildenden Wert für die Schüler in der 
Gegenwart hat. Lieber wenige wichtige Zeitabschnitte und diese 
so ausführlich als möglich, als alle und keinen recht betrachtet. 
Ich gehe mit Gansberg, der in seinem Buche „Produktive 
Arbeit“ sagt: „Es kann ebenso lehrreich sein, sich in einem 
Winkelchen der Weltgeschichte tüchtig umzusehen, als Streifzüge 
durch alle Geschichtsperioden zu machen. Nur was die Heimat 
und die Gegenwart berührt, was also auch die Kinder angeht, 
gehört in die Schule. Wir sausen durch die Weltgeschichte wie 
ein Auto und nur ein Unfall kann uns zum Stehenbleiben, zur 
Überlegung bringen. Möchte nur bald der Stein kommen, an 
dem das rasende Gefährte ganz zerschellt und uns zur wertvollen 
Fußwanderung zwingt.“ 
Was also unserem Geschichtsunterrichte vor allem nottut, 
ist anschauliche, lebendige, ausführliche Schilderung, ein Er— 
Xylen, durch welches sich der Schüler ganz in Zeit und Um— 
I7wischen die handelnden Personen und in ihr Denken und 
Tun und Treiben versetzt sieht. Im ersten der fünfzehn
	        
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