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gegen die Mauern vorrückten. (Bild von Becker: Sobieski und
Karl von Lothringen rücken zum Entsatz von Wien vor.)
Mustaphas Ende. Bald sieht der türkische Heerführer seine
Scharen von den Reitern zurückgedrängt und sie vermögen nicht
mehr Stand zu halten. Da befiehlt der Unmensch, 30.000 Ge—
fangene, darunter Greise, Frauen und Kinder, niederzumetzeln;
aber die siegreichen Christen lassen die Schandtat nicht völlig
zur Ausführung kommen. Denn bald muß auch der Großwesir
entfliehen, muß
hinterlassen seine Feuerschlünde,
seine weißen Zelte, Trommeln, Pfeifen,
all sein Kriegsgerät und seine Schätze.
Und er flieht von einer Stadt zur andern,
bis er kaum noch atmend kommt nach Belgrad;
aber hier ereilte ihn sein Schicksal,
ha — das Haupt wird ihm vom Rumpf gehauen!
f) Die HJieger.
Reiche Beute. Die Hauptstadt ist befreit, aber dennoch
herrscht großer Jammer in vielen Häusern, denn die Türken
haben viele hundert Menschen mit sich fortgeschleppt. Freilich
hatten sie auch viele Tote vor Wien gelassen und ihr Lager mit
ungeheuren Schätzen wurde eine Beute der Sieger; man
schätzte es auf 9 Millionen Gulden: Einige Hundert Geschütze,
kostbare Waffen, eine Menge Fahnen und Roßschweife — wie
deren zwei oder drei den hohen Offizieren je nach ihrem Range
vorangetragen wurden — und etwa 15.000 Zelte. So manches
Beutestück jenes Tages wird noch heute als denkwürdiges Sieges—
zeichen in den Sammlungen der Stadt Wien aufbewahrt. Die
Perle der Beute, das kostbare Zelt des Großwesirs mit einer
Riesensumme baren Geldes in Goldmünzen, mit seinen Waffen
und seinem Leibrosse ward Eigentum des Polenkönigs. — Die
zurückgebliebenen Vorräte waren unermeßlich, so daß die nach
damaligem Kriegsgebrauche zum Plündern berechtigten Soldaten
nur EAle Cilber, Gold und Edelsteinc an sich nahmen, alles