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daher ihre Religion Naturdienst. — Der stets klare Him—
mel ließ jede Nacht die Sterne sehen, daher kannten sie bald alle
und waren die ersten Sternkundigen (Aster — Stern, Astronom
— Sternkundiger, Astronomie — Sternkunde). Die im Son⸗
nenbrande blendenden Sandflächen, der heiße, auffliegende
Staub erzeugten häufige Augenkrankheiten (heute noch ägyptische
Augenentzündung) und man mußte wieder eifrig bemüht sein,
das Leiden zu heilen. So entwickelte sich dort die Heil kunde
oder Medizin. Die Kenntnisse der AÄrzte wurden sehr ge—
fördert beim Ausweiden des menschlichen Körpers vor der Ein—
balsamierung.
Der Stier war ihnen als kostbarste Arbeitskraft heilig
Apis, vgl. auch das goldene Kalb der Bibel). Der Überfluß
an Naturprodukten führte zum Handel. Die Schlammab—
lagerungen verwischten die Feldgrenzen und machten alljährlich
neue Ausmessungen nötig und so entwickelte sich die Feld—
meßkunde oder Geometrie. Die Ungleichmäßigkeiten in der
Verteilung der Wassermengen suchte man durch Wasserbauten
zu regeln und so gab es in Agypten bald die ersten Techniker
und Ingenieure. Der Reichtum des Landes gab den Herr—
schern die Mittel, die vorzüglichen Steine der den Strom be—
gleitenden Gebirge gaben die Baustoffe und die dichte Bevöl—
kerung auf einen Wink des Pharao die unzähligen Arbeiter—
heere, denen es möglich war, solche Riesenbauten, wie die
Pyramiden, Tempel, Labyrinthe usw. aufzuführen. — Warum
hielt man so viel Vieh? als Zugtiere. Warum konnte man sie
halten? viel Futter. So gab es viele Häute. Die faulen, wenn
sie nicht zur Aufbewahrung zugerichtet werden, und so wurde
im Nillande die Gerberei eines der wichtigsten Gewerbe.
In der römischen Geschichte bleibt uns keine Zeit für
Rhea Silvia oder Amulius, für Numa Pompilius, für Demo—
kraten, Optimaten und Aristokraten, für Tribunen und üdilen,
Prä⸗, Quäst- und Zensoren, Konsulen und Diktatoren. Wenn
wir die Lebensweise und die strengen Sitten der ersten Zeit
und den Verfall des Reiches nach den großen Eroberungen be—
trachtet haben, dann erzählen wir vom Auftreten Christi und von
allem, was unser, Vaterland den Römern zu danken hat, und