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sich die österreichische Armce nach Prag zurück, worauf diese Stadt von
den Preußen belagert wurde. Zu ihrem Entsatze zog Feldmarschall Daun
eine neue Armee zusammen und führte sie gegen Prag heran. Da eilte ihm
König Friedrich mit dem größten Teile seines Heeres entgegen. Daun hatte
scine Armee in der Nähe von Kolin auf einem hügeligen Terrain aufgestellt.
Alle Angriffe der Preußen wurden mit der größten Tapferkeit zurückgewiesen;
als dann die Österreichisch - sächsische Reiterei auf das preußische Fußvolk
losstürmte, war die Niederlage des Königs entschieden. Er mußte infolge-
dessen die Belagerung von Prag aufheben und Böhmen verlassen. Die Nach-
richt von dem Siege bei Kolin
wurde in Wien mit grenzenlosem
Jubel aufgenommen und die
Kaiserin stiftete zum Andenken an
diese glänzende Waffentat den
Maria-Theresienorden
für kricgerische Tapferkeit. .
Darauf rückte cin österreichi-
sches Heer nach Schlesien vor und
eroberte dieses Land. Friedrich
dagegen eilte nach Sachsen und
besiegte bei Roßbach in der
Nähe von Merseburg ein französi-
sches Heer bis zur Vernichtung,
Dann wandte er sich nach Schlesien
und errang bei Leuthen, einem
Dorfe unweit Breslau, einen Sieg
über Karl von Lothringen, Dadurch
sicherte er sich von neuem den
1758 Fig. 17. Fürst Wenzel Anton Kaunitz. Besitz von Schlesien. Im J. 1758
Aus Seidlitz, Allgemeines historisches Porträtwerk; belagerten die Russen, welche sich
Verlag Friedrich Bruckmann. München. . . 7 .
bisher nur lässig am Kriege betei-
ligt hatten, die Festung Küstrin. Der König zog gegen sie und schlug sie
bei Zorndorfd.
Unterdessen war aber Daun in Sachsen eingerückt und hatte in der
Lausitz cin festes Lager bezogen. Dahin cilte König Friedrich und schlug
bei dem Dorfe Hochkirch in der Nähe der österreichischen Armee eben-
falls ein Lager auf, Da beschloß Feldmarschall Daun, den König zu über-
fallen, Er brach eines Abends mit seiner Armee auf und näherte sich, während
die Wachtfeuer in dem verlassenen Lager unterhalten wurden, in der Nacht
geräuschlos marschierend. dem Dorfe Hochkireh. Am frühen Morgen