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234. Das Grab im Busento. 
1. Nächtlich am Busento lispeln bei Kosenza dumpfe Lieder; 
aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder. 
2. Und den Fluß hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten, 
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten. 
3. Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben, 
während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben. 
4. Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette; 
um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette. 
5. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, 
senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde. 
6. Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, 
daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe. 
7. Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen; 
mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen. 
8. Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in deinen 
Heldenehren! 
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!" 
9. Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere. 
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere! 
August v. Platen. 
235. Aus der Siegfriedssage. 
1. Siegfried in Worms. 
Im Burgundenlande, auf der alten Königsburg zu Worms 
am Rheine, wuchs eine edle Königstochter, namens Kriemhild, 
zur blühenden Jungfrau heran. Ihrer pflegten nach des Vaters 
frühem Tode drei Brüder, die Könige Günther, Gernot und 
Giselher. Einst träumte ihr, sie zöge einen Falken auf und 
pflegte ihn als ihren Schützling manchen Tag. Da stürzten sich 
zwei Adler herab und erdrückten mit ihren Klauen das zarte Tier 
vor ihren Augen. Schmerzlich bewegt erzählt Kriemhild den Traum 
der lieben Mutter. Diese deutet: „Der Falke ist ein edler Mann, 
für den du bestimmt bist; Gott wolle ihn behüten, daß du ihn nicht 
früh verlierst." 
In fröhlicher Jugend ist inzwischen Siegfried im Nieder¬ 
land, zu Santen am Rheine, zum Helden herangewachsen. Er ist 
schon durch manche Lande gezogen, um freudig seines Leibes wunder-
	        
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